DEB-Torhüter hält gegen Kanada 39 Schüsse Niederberger avanciert trotz Krämpfen zum Held

Riga · Das DEB-Team feiert bei der Eishockey-WM in Riga einen historischen Sieg gegen Kanada. Beim 3:1 über den haushohen Favoriten überragt Torhüter Mathias Niederberger. Dabei plagen den 28-Jährigen nach dem zweiten Drittel Krämpfe.

 DEB-Torhüter Mathias Niederberger pariert den Puck.

DEB-Torhüter Mathias Niederberger pariert den Puck.

Foto: dpa/Roman Koksarov

Die Spieler waren mächtig stolz. Mit breitem Grinsen in den Gesichtern und voller Inbrunst sangen die glückseligen deutschen Eishockey-Cracks nach dem historischen WM-Sieg gegen Kanada die Nationalhymne. „Wir können wirklich wahnsinnig stolz auf uns sein“, sagte Kapitän Moritz Müller nach dem 3:1 (2:1, 0:0, 1:0) von Riga am Pfingstmontag - dem ersten Sieg bei einer Weltmeisterschaft gegen Kanada seit 25 Jahren. Letztmals hatte ein deutsches Team das Mutterland des Eishockeys 1996 in Wien (5:1) besiegt.

„Dass wir wirklich gegen Kanada gewinnen konnten, ist außergewöhnlich“, sagte der überragende Torhüter Mathias Niederberger, der angesichts des Dauer-Beschusses durch die kanadischen NHL-Spieler schon während des Spiels Krämpfe hatte.  „Ich hatte Krämpfe nach dem zweiten Drittel", sagte Niederberger bei Sport1. „Vielleicht habe ich mir die Schlittschuhe zu fest gebunden. Das ist nicht ganz leicht, da muss man viel, viel trinken und die Kraft ein bisschen managen“, erläuterte der 28-Jährige: „Aber da war ich so im Fluss, das hat dann letztendlich auch nichts mehr ausgemacht.“

Lob gab es auch von seinen Teamkollegen. „Mathias hat die Schüsse absorbiert“, sagte Müller über den Keeper vom deutschen Meister Eisbären Berlin, der 39 Schüsse parierte und nur gegen Paul Nick von den Ottawa Senators beim zwischenzeitlichen 1:2 (19. Minute) machtlos war. „Du brauchst Torhüter wie ihn, um Spiele zu gewinnen. Gott sei dank hatten wir ihn heute“, sagte Müller.

Die Mannheimer Stefan Loibl (11. Minute) und Matthias Plachta (12.) sowie der künftige Mannheimer Korbinian Holzer (58.) ins leere kanadische Tor schossen das deutsche Team zudem zu einem erneut vielbeachteten Sieg gegen Kanada. Vor gut drei Jahren hatte Deutschland im olympischen Halbfinale von Pyeongchang auf dem Weg zur Silbermedaille den 26-maligen Weltmeister 4:3 besiegt. Damals hatten beide Teams darunter gelitten, gar keine NHL-Spieler einsetzen zu können.

Auch bei dieser WM fehlen bislang die Top-Stars. Anders als 2018 bestand das kanadische Team allerdings fast ausschließlich aus NHL-Spielern, die es nicht in die Playoffs geschafft hatten. „Wir haben eine extrem starke kanadische Mannschaft gesehen“, meinte Müller. In der Tat spielten die Kanadier, die schon die ersten beiden Spiele verloren hatten und nun mit dem Rücken zur Wand stehen, gerade zu wütend. Zwischen dem 2:0 und dem 3:1-Endstand hatte das deutsche Team eine wahre Abwehrschlacht zu überstehen, die es aber bravourös meisterte.

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„Ich habe wahrscheinlich noch nie so ein Spiel gesehen, wo eine Mannschaft so viele Schüsse geblockt hat. Alles komplett weggearbeitet - das war unglaublich zum Anschauen“, sagte Bundestrainer Toni Söderholm, der auf dem besten Weg ist, die starke WM bei seinem Turnier-Debüt als Bundestrainer 2019 in der Slowakei noch zu toppen. Damals war Deutschland mit vier Siegen gestartet und hatte die beste Vorrunde bei einer Weltmeisterschaft überhaupt absolviert. Aktuell steht das deutsche Team bei drei Siegen nach drei Spielen, hat das Viertelfinale fest im Blick und schielt insgeheim auf mehr.

„Es ist ein sonderbares Turnier“, sagte Niederberger angesichts der bislang vielen Niederlagen der Top-Nationen. „Ich denke, dass bestimmt alles möglich ist. Wir geben unser Bestes.“ Nächster Vorrundengegner ist am Mittwoch Kasachstan (15.15 Uhr/Sport1).

(dpa/old)
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