Felix Sturm sagt vor Gericht aus „Boxen, das ist meine Perspektive“

Köln · Am zweiten Tag im Prozess äußert sich Box-Profi Felix Sturm erstmals ausführlich. Er ist mit Teilen der Anklage wegen schwerer Steuerhinterziehung nicht einverstanden. Seine Zukunft sieht er weiter im Boxen.

 Felix Sturm am Montag im Kölner Landgericht. (Archiv)

Felix Sturm am Montag im Kölner Landgericht. (Archiv)

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Ex-Box-Weltmeister Felix Sturm hat den Vorwürfen aus der Anklage gegen ihn teilweise widersprochen. Der 40-Jährige erklärte am Dienstag, dem zweiten Tag seines Prozesses vor dem Landgericht Köln, dass er seit Herbst 2015 kein Geld mehr von einer Schweizer Sportvermarktungsagentur bekommen habe. Bei der Agentur habe er seit 2009 unter Vertrag gestanden. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass Sturm noch bis 2017 regelmäßige Einnahmen über die Agentur bezogen habe. Die soll er dann gegenüber dem Fiskus verschwiegen haben. Außerdem steht ein Verstoß gegen das Anti-Dopinggesetz im Raum, den die Staatsanwaltschaft als Körperverletzung gegenüber Sturms Kontrahenten auslegt.

Als das Gericht dem ehemaligen Box-Weltmeister das Wort erteilt, ist dieser sichtlich nervös. Sturm atmet tief durch. Rampenlicht ist er zwar gewöhnt, aber nicht als Redner. „Sehr geehrtes Gericht, guten Morgen allerseits. Mein Name ist Adnan Catic. Ich bin Berufsboxer und trete unter dem Namen Felix Sturm auf.“ Sturm berichtet von seinen Eltern, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, von seinem Schulbesuch und wie er als Elfjähriger den Boxsport kennenlernt. Im Januar 2001 bestreitet Sturm seinen ersten Profikampf, 2004 boxt er erstmals in den USA. „Da habe ich meine erste große Börse gemacht“, berichtet er. Von einem Teil des Geldes habe er seinen Eltern ein Einfamilienhaus in Leverkusen gekauft, das mittlerweile zwangsversteigert sei und wo man nur noch zur Miete lebe. Derzeit sei er vermögenslos, sagt der 40-Jährige.

Sturm redet schnell, die Richter müssen ihn immer wieder bremsen, weil sie mit dem Mitschreiben nicht hinterher kommen. Sturm geht auf zwei mehrmonatige Aufenthalte in Bosnien-Herzegowina zwischen 2011 und 2016 ein, auf die das Gericht den Untersuchungshaftgrund der Fluchtgefahr gründet. Er habe damals Abstand zum Boxen gebraucht, seine Kinder hätten die bosnische Verwandtschaft kennenlernen sollen, erläutert der Box-Profi. In Untersuchungshaft sitzt der Deutsch-Bosnier seit April dieses Jahres. Zur Sache will er sich nach Angaben seiner Verteidiger in der kommenden Woche ausführlicher äußern.

Wie seine weitere Perspektive aussähe, will der Richter wissen? „Boxen, das ist meine Perspektive. Das ist es, was ich am besten kann“, sagt Sturm. Es wäre auch die einzige Möglichkeit, etwaige Steuerschulden zu begleichen. Ein Gegner stünde im ehemaligen Mittelgewichtsweltmeister Arthur Abraham jedenfalls parat. Sturm ist optimistisch: „Das ist ein Kampf, den man seit zehn Jahren sehen will.“

(hsr/dpa)
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