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Timo Rost Düsseldorfer Student will Box-Weltmeister werden

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Supermittelgewichtler Timo Rost geht seinen eigenen Weg als Profi. Ohne Boxstall, ohne Skandale, dafür mit dem Masterstudium im Rücken. Am Samstag kämpft er in Wuppertal um seinen ersten internationalen Titel.

 Der Düsseldorfer Timo Rost (links) bei seinem klaren Punktsieg gegen Tiran Metz aus Essen im vergangenen Oktober.

Der Düsseldorfer Timo Rost (links) bei seinem klaren Punktsieg gegen Tiran Metz aus Essen im vergangenen Oktober.

Foto: Andreas Bornewasser

Timo Rost sitzt dort, wo er schon so viele Abende in seinem Leben verbracht hat. Doch früher ging er in der T-Bar im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim an den Tischen vorbei, statt sich daran zu setzen und in aller Ruhe einen Podcast über seinen nächsten Boxkampf aufzunehmen – weil der 27-Jährige sich sein Studium als Kellner finanzierte. Und deshalb ist die T-Bar auch so etwas wie Rosts Fanbasis. Wenn er irgendwo in den Ring steigt, sind auf den Rängen mindestens 400 lautstarke Gerresheimer mit dabei. Und den meisten von ihnen hat Timo Rost irgendwann schon mal ein Bier gebracht.

Diesmal aber sitzt er selbst am Tisch und plaudert darüber, wie er am Samstagabend in der Wuppertaler Unihalle seinen ersten internationalen Titel gewinnen will. „Die Chance ist groß“, sagt Rost, ohne dass es dabei vollmundig oder gar großmäulig klingt. Der Düsseldorfer, der neben dem professionellen Boxen immer noch studiert und demnächst seinen Master in Gesundheits- und Bewegungswissenschaft anstrebt, wägt ganz einfach nüchtern seine Chancen ab, indem er den Boxstil seines Gegners Sadettin Keser mit dem seinen vergleicht. „Wir gehen unsere Kämpfe ganz ähnlich an“, erklärt er, „mögen beide eher das technische Boxen.“

Und beide wollen noch viel erreichen im Ring, woraus Rost überhaupt kein Hehl macht. „Ich möchte einmal Weltmeister werden“, betont er – und wieder klingt es nicht nach großem Mundwerk, sondern nach einem Plan. Einem Plan allerdings, für den er noch einen ganz schönen langen Atem braucht. Denn der internationale Titel, um den es in Wuppertal geht, ist erst einmal so etwas wie die zweite Liga der Boxwelt. Freilich mit der Aussicht, vergleichsweise schnell aufzusteigen, in die erste Liga, was in diesem Fall die Herausforderer-Liste eines Weltmeisters der großen Verbände wäre.

Im Moment sind Rost und sein Kontrahent Keser, der in Koblenz lebt, im kleineren Verband WBF gelistet. Und sie kämpfen am Samstag um einen vakanten Titel. „Ich war der Pflichtherausforderer des WBF-Gürtelträgers Kamer Maloku“, berichtet der Düsseldorfer schmunzelnd. „Doch als es um die Einzelheiten unseres Kampfes ging, ist er abgetreten. Jetzt boxen Sadettin und ich um seine Nachfolge.“ Für Rost ist es ein Kampf in seinem Wohnzimmer, hat er sein Masterstudium doch in Wuppertal absolviert und in der Unihalle auch zwei seiner bisher sieben Profikämpfe bestritten. Seine Gesamtbilanz seit dem Debüt im Oktober 2017: sechs Siege und ein Unentschieden.

„Diesen Kampf habe ich eigentlich aber auch gewonnen“, versichert er, „nur hatten die Punktrichter in Belgien etwas dagegen.“ Anders als mancher Kollege hat er keinen Riesenwirbel darum veranstaltet – das ist so gar nicht sein Ding. So wie Timo Rost überhaupt seinen ganz eigenen Weg geht. Er wollte in keinen großen Boxstall, „weil du dort nicht mehr dein eigener Herr bist, ebensowenig wie eine junge Band in einer großen Plattenfirma“. Mit seinem Trainer Rüdiger May, früher selbst ein erstklassiger Profi, Promoter Uwe Betker und Managerin Eva Dzepina bastelt er an seiner Karriere. Die vier sorgen allein für Rosts boxerische Weiterentwicklung, erledigen selbst das Klinkenputzen bei Sponsoren, suchen selbst die richtigen Gegner aus. Gegner, für deren Gage Rost und sein Team aufkommen müssen. So läuft das System, bis es irgendwann an die richtigen Fleischtöpfe geht.

Doch dahin bringen den 27-Jährigen nur weitere Siege, damit vielleicht irgendwann das Fernsehen auf ihn aufmerksam wird. Die Chance ist da, denn Rosts Profil ist selten im deutschen Profiboxen. Im Sommer wird es durch eine weitere bürgerliche Variante erweitert: Dann heiratet er seine Lebensgefährtin Laura. Im Rathaus seiner geliebten Heimatstadt Düsseldorf, getraut von Oberbürgermeister Thomas Geisel. Das wollte dieser auf jeden Fall persönlich erledigen.

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