Viagra auf der Abschussliste Todesfälle nach Einnahme der Potenzpille werden untersucht

München/Karlsruhe (dpa). Die Zulassung von Viagra soll erneut überprüft werden. Wie das Nachrichtenmagazin "Focus" in seiner neuen Ausgabe berichtet, hat die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine Risiko-Bewertung für die Potenzpille Viagra beantragt.

Die Aufsichtsbehörde soll sich mit Todesfällen nach Einnahme des Mittels befassen. Knapp eineinhalb Jahre nach Zulassung von Viagra lägen der Kommission Meldungen über 18 gestorbene Konsumenten - meist infolge von Herzinfarkt - vor.

Viagra-Hersteller Pfizer nannte Forderungen nach einem Viagra- Verbot unbegründet. Die positive Bewertung der Sicherheit von Viagra durch die Behörden habe sich seit der Markteinführung nicht geändert, erklärte die Pfizer GmbH am Samstag in Karlsruhe.

Den Vorsitzenden des Ärztekammer-Gremiums, Bruno Müller- Oerlinghausen, zitiert "Focus" mit den Worten: "Es wurden schon Medikamente bei Bekanntwerden von weniger schweren Nebenwirkungen und einer geringeren Zahl an Todesfällen vom Markt genommen". Am Ende des Prüfverfahrens, zu dem das Institut noch nicht Stellung genommen habe, könnte deshalb sogar ein Verbot der in Deutschland schon mehr als 500 000 Mal verschriebenen Erektions-Pille stehen, schreibt das Magazin.

Viagra-Produzent Pfizer betonte, bei den bislang bekannt gewordenen Todesfällen in Deutschland seien bei bestimmungsgemäßem Gebrauch keine Hinweise auf ursächliche Zusammenhänge mit der Einnahme von Viagra bekannt geworden. Die Sicherheit und Wirksamkeit des Mittels gegen Erektionsstörungen sei kontinuierlich durch mehr als 43 klinische Studien bestätigt worden. Daten aus der Langzeitbeobachtung zur Sicherheit von Viagra hätten ergeben, dass Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle nicht häufiger aufgetreten seien als bei Patienten, die ein unwirksames Scheinmedikament (Placebo) eingenommen hätten.

Der Pharmahersteller wies in seiner Erklärung darauf hin, dass Patienten, denen von sexueller Aktivität abzuraten sei oder die Nitrate zu sich nehmen, Viagra nicht verabreicht werden dürfte. Erektionsstörungen träten häufig im Zusammenhang mit Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen oder Herzerkrankungen auf. Seit der Zulassung von Viagra berichteten Ärzte darüber, dass sie bei Patienten, die wegen Erektionsproblemen zu ihnen kämen, andere ernsthafte Erkrankungen entdeckt hätten. Diese wären sonst möglicherweise unbemerkt geblieben, meinte Pfizer.

Viagra ist in den USA seit März 1998 und in der EU seit September 1998 zugelassen. Weltweit wurden laut Hersteller über 17 Millionen Rezepte ausgestellt und 150 Millionen Tabletten abgegeben.

(RPO Archiv)
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