Alles Hoffen nutzte nichts Traurige Erkenntnis: "Wir haben leider nicht gewonnen"

Würzburg (dpa). Tagelang haben die Ärzte gekämpft und gebangt. Hinter den Türen der streng abgeschirmten Intensivstation versuchten sie noch bis zum Samstagmorgen, das Leben ihrer Patientin zu retten. Um 09.37 Uhr war der Kampf verloren: Die 23-jährige Studentin aus Schwäbisch Hall erlag im Missionsärztlichen Krankenhaus in Würzburg der gefährlichen Tropenkrankheit. Es ist der erste Todesfall auf Grund von Lassa-Fieber in Deutschland.

"Ich habe Ihnen eine sehr schwere Mitteilung zu machen" - mit diesen Worten tritt der Chefarzt der Tropenmedizinischen Abteilung, Klaus Fleischer, schließlich vor die Presse. Dabei war das Ärzteteam zunächst zuversichtlich. "Für die Patientin besteht eine sehr faire Chance, mit der Geschichte davonzukommen", sagte der Chefarzt noch am Mittwoch.Einen Tag später dann künstliche Beatmung - und zunehmend Skepsis: Er könne nicht sagen, wohin "die Reise gehen" werde. Eine neue Blutprobe, in Sicherheitscontainern mit dem ICE zum Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin nach Hamburg transportiert, bringt ein ernüchterndes Ergebnis. "In dieser Probe vom Freitag waren unerwarteterweise noch keine Antikörper nachweisbar", berichtete Fleischer. Die Vermutung: Die junge Frau ist an einer neuen und sehr aggressiven Variante des Lassa-Virus erkrankt - die Ärzte hatten damit vermutlich wenig Chancen.Die Studentin hatte sich auf einer Reise nach Westafrika infiziert. Am 2. Januar, noch an der Elfenbeinküste, kommt der erste Fieberschub. Schon dort geht es der Frau so schlecht, dass sie sich an ein örtliches Krankenhaus wendet. Sie bekommt ein Malaria-Mittel - und reist weiter. Trotz weiterer Fieberschübe steigt sie am 6. Januar noch ohne fremde Hilfe ins Flugzeug. Als sie am 7. Januar in Frankfurt landet, ist sie bereits so krank, dass sie direkt zu ihrer Hausärztin fährt, die sie umgehend in das Diakonie-Krankenhaus in Schwäbisch Hall einweist.Drei Tage lang untersuchen die Ärzte dort die Kranke auf Malaria, Typhus und andere bakterielle Krankheiten, bevor sie in die Tropenmedizin nach Würzburger verlegt wird. Dort geht es Schlag auf Schlag: die Kranke bekommt das Spezialmedikament Ribavirin. Eine konventionelle Intensivstation wird zum Quarantäne-Trakt umfunktioniert. Ein eigener medizinischer Gerätepark - darunter ein Dialyse-Gerät - wird bereitgestellt, zwei Ärzte und drei Pfleger überwachen die Patientin rund um die Uhr.Während Medienvertreter vor den Toren der Klinik auf immer neue Informationen lauern, spitzt sich in der Nacht zum Samstag die Lage dramatisch zu. Massive Blutungen setzen ein, die auf alle Organe übergreifen. Gegen Morgen wird für Ärzte und Pfleger immer klarer, dass ihre Bemühungen keinen Erfolg gehabt haben. Und nach fünftägigem Ringen gegen die Krankheit müssen die Ärzte schließlich eingestehen: "Wir haben in dieser krisenhaften Zuspitzung leider nicht gewonnen."

(RPO Archiv)
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