Wittgenstein spricht von "legalen Spenden" Ex-Schatzmeister der hessischen CDU zieht Teil der Schuld auf sich

Frankfurt/Main (dpa). Die von der hessischen CDU im Ausland angelegten Millionenbeträge waren nach Darstellung des früheren Schatzmeisters der Landespartei, Prinz Casimir zu Sayn-Wittgenstein, legale Spenden. In einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" teilte Wittgenstein weiter mit, die Gelder seien bei der Schweizer Bankgesellschaft überwiegend in festverzinslichen Wertpapieren angelegt worden.

"Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es sieben oder neun Millionen oder vielleicht sogar mehr waren. Wir hatten Spenden gesammelt, wie ein Eichhörnchen seinen Wintervorrat zusammenträgt", sagte der 82-Jährige. Bei Zinssätzen von neun bis zehn Prozent seien erhebliche Zinsgewinne erzielt worden.

Auf die Idee, das Geld ins Ausland zu transferieren, "damit in der Partei keine Begehrlichkeit wächst", seien er selbst und der frühere CDU-Landesvorsitzende Manfred Kanther gekommen. Später seien nur noch er - Wittgenstein - und der Frankfurter CDU-Finanzberater Horst Weyrauch über die genauen Vorgänge informiert gewesen.

Die als angebliche Vermächtnisse an die Partei ausgeschütteten 13 Millionen Mark seien ausschließlich Zinserträge gewesen, berichtete Wittgenstein. Auf die Frage, warum die Anwälte rechtswidrig die Überweisungen als anonyme Vermächtnisse deklariert hätten, sagte der Ex-Schatzmeister: "Die Anwälte haben das eigentlich mir zuliebe getan." Und er räumte ein: "Eigentlich hätten sie es nicht gedurft."

Den jetzigen CDU-Landesvorsitzenden und Ministerpräsidenten Roland Koch habe er am Freitag informiert, nachdem ein früherer Mitarbeiter "sich anscheinend beim gemeldet" und Koch "mit Recht hellhörig" geworden sei. Kochs Reaktion: "Er hat gesagt, Prinz Wittgenstein, ich kann das so nicht decken. Da habe ich gesagt, das verstehe ich."

Über seine Motive sagte Wittgenstein: "...gehen Sie bitte davon aus, dass ich es nur für diese verdammte CDU gemacht habe." Und Weyrauch "hat es auch nur für die CDU gemacht". Über die auf dem Konto verbliebenen 17 Millionen Mark sagte der Ex-Schatzmeister: "Das werden wir zurückholen. Was die CDU dann damit macht, ob die dafür bestraft wird, weil natürlich ihre Rechenschaftsberichte nicht vollständig waren, weil dieses Geld ja nie drin war, das weiß ich nicht."

(RPO Archiv)
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