Serbischer Milizenchef "Arkan" ermordet Als Kriegsverbrecher Angeklagter fällt Anschlag zum Opfer

Belgrad (AP). Der als Kriegsverbrecher angeklagte serbische Freischärlerführer Arkan ist am Samstag offenbar bei einem Attentat getötet worden. Wie ein Arzt eines Belgrader Krankenhauses der Nachrichtenagentur AP mitteilte, erlag Zeljko Raznatovic seiner schweren Kopfverletzung. Als er eingeliefert worden sei, hätten bereits alle lebenswichtigen Funktionen ausgesetzt. Auch die private Nachrichtenagentur Beta meldete, Arkan sei auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Bei dem Attentat wurde zudem einer seiner Leibwächter erschossen und eine dritte Person schwer verletzt. Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar.

Wie die Polizei mitteilte, wurde Raznatovic in der Halle des Hotel Intercontinental in Belgrad angeschossen und schwer verletzt. Mehrere maskierte Unbekannte, die unter anderem mit einer Maschinenpistole bewaffnet gewesen seien, hätten das Feuer eröffnet, berichteten Augenzeugen. Mindestens eine Salve habe Arkan getroffen, ein Schuss sei durch das Auge gegangen. Ein Angestellter des Hotels berichtete, mindestens ein Schütze sei entkommen. Arkan habe mit seinen Begleitern in einem abgetrennten Bereich der Lobby zusammengesessen.

Raznatovic, der unter seinem Kriegsnamen Arkan besser bekannt ist, führte eine berüchtigte Miliz, die in Bosnien und Kroatien zahlreiche Verbrechen in dem vier Jahre währenden Krieg begangen haben soll. Unter anderem werden der von Arkan befehligten paramilitärischen Einheit "Tiger" Massentötungen, Vergewaltigungen, Misshandlungen, Folterungen und Deportationen vorgeworfen. Seine Truppe soll 250 Männer aus dem Krankenhaus im kroatischen Vukovar verschleppt und ermordet haben. Arkan wurde im September 1997 wegen Kriegsverbrechen vor dem internationalen Tribunal in Den Haag angeklagt. Dies wurde aber erst bei Beginn des Nato-Luftkriegs gegen Jugoslawien im März 1999 bekannt gegeben.

Arkan hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er soll einer der reichsten Männer in Serbien sein. Einen Teil seines Vermögens soll er sich durch profitable Geschäfte während des Krieges erworben haben. Er wird zudem wegen Banküberfällen in den 70er und 80er Jahren von mehreren Staaten Westeuropas gesucht. Ihm gehört der Belgrader Fußballclub FK Obilic, der in der Qualifikation zur Champions League 1998/1999 gegen Bayern München ausschied.

(RPO Archiv)
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