Düsseldorf Projekt: Flüchtlinge in Arbeit bringen

Düsseldorf · Was können die Neuankömmlinge? Ein "Integration Point" soll das herausfinden.

Eigentlich spricht der 52-Jährige, der vor über fünf Monaten Zuflucht in Deutschland vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat Syrien suchte und anonym bleiben möchte, gut Englisch. Aber das reicht nicht, um die Gründe zu verstehen, warum er hier nicht arbeiten darf. Als Bauingenieur aus der Telekommunikationsbranche gehört er zu den begehrten Fachkräften und hat, obwohl er kaum Deutsch spricht, schon ein Jobangebot. Auf Arabisch erklärt Arbeitsvermittler Habib Hammo dem Mann, dass er, weil sein Asylantrag noch nicht bearbeitet wurde, noch keine Arbeitserlaubnis bekommen kann.

Hammo ist einer von zehn Arbeitsvermittlern, die seit Anfang des Monats in einem neuen Modellprojekt eingesetzt werden. Die Agentur für Arbeit hat in Düsseldorf mit dem bundesweit ersten "Integration Point" ("Integrationspunkt") eine Anlaufstelle für arbeitsuchende Migranten geschaffen. "Ziel ist es, Flüchtlinge und Asylbewerber möglichst schnell in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu integrieren", erklärt Christiane Schönefeld, Chefin der Agentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen. Zu diesem Zweck arbeiten im "Integration Point" Mitarbeiter der Arbeitsagentur, der Jobcenter und der Kommune (Jugendamt und Ausländerbehörde) zusammen. Denn alle diese Organisationen sind mit der Frage beschäftigt, ob und wann Flüchtlinge in Deutschland arbeiten dürfen.

"So können wir Hilfen und Entscheidungen aus unterschiedlichen und sehr komplexen Rechtsgebieten anbieten", sagt Schönefeld. Denn bisher seien die Flüchtlinge mit den unterschiedlichen Zuständigkeiten und Regelungen - so gebe es in Deutschland mehr als 60 verschiedene Aufenthaltstitel - schlicht überfordert. Die eingesetzten Arbeitsvermittler sollen auf Englisch, Französisch und eben auch Arabisch mögliche berufliche Kompetenzen der Flüchtlinge er- und Deutschkurse vermitteln.

Der "Integration Point" in Düsseldorf ist dabei als Blaupause für andere Städte in NRW gedacht. So gibt es in Dortmund und Herford bereits ähnliche Pläne. "Solche Anlaufstellen sollen flächendeckend im ganzen Bundesland entstehen", erklärt Wilhelm Schäffler, Staatssekretär im NRW-Arbeitsministerium.

Gleichzeitig warnt die Bundesagentur für Arbeit vor zu hohen Erwartungen. Im ersten Jahr sei eine Vermittlungsquote von zehn Prozent realistisch, und die Arbeitslosigkeit werde durch die massive Zuwanderung bundesweit um 130.000 Personen steigen, prophezeite Vorstand Raimund Becker.

(RP)
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