Londons Wahl

Deutsche und Briten sind nicht gut aufeinander zu sprechen. Die Deutschen ärgern sich, weil sie von den Briten ständig kluge Ratschläge erhalten, wie sie die Schuldenkrise zu meistern hätten. Die Briten wiederum haben eine Höllenangst vor einer deutschen Vormachtstellung in Europa. Mit der von Angela Merkel neuerdings beanspruchten Führungsrolle in Europa kann sich das Inselvolk schon aus historischen Gründen schwer anfreunden.

Die Bundeskanzlerin lässt sich aber von derlei Animositäten glücklicherweise nicht beirren. Sie verweigert zu Recht den britischen Wunsch nach mehr Feuerkraft der Europäischen Zentralbank gegen die Schuldenkrise – und sie verstärkt ihre Forderung nach mehr Durchgriffsrechten europäischer Institutionen auf die nationalen Haushalte. Dazu wird eine Änderung der EU-Verträge nötig werden. Wenn die Briten dabei nicht mitmachen wollen, das hat Merkel gestern ihrem Gesprächspartner David Cameron erneut verdeutlicht, dann könnte die Euro-Zone auch ohne die übrigen EU-Staaten vorangehen.

Großbritannien steht also vor der Wahl: Will es den zurzeit oftmals von deutschen Überzeugungen geprägten europäischen Weg weiter mitgehen – oder wird es sich isolieren? Besser wäre die erste Variante.

(RP)
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