Kohls Söhne wehren sich

Hat Autor Heribert Schwan in seinem Buch über die Frau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl von fremden Texten abgekupfert? Das jedenfalls behaupten die Brüder Peter und Walter Kohl.

Düsseldorf/München Vor zehn Jahren nahm sich Hannelore Kohl, die Frau des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl, im Alter von 68 Jahren das Leben. Sie litt an einer äußerst schmerzhaften Lichtallergie, die sie zu einem Leben in der Dunkelheit zwang. Auf ihren nächtlichen Spaziergängen wurde sie mitunter von Heribert Schwan begleitet, einem studierten Historiker und Journalisten, der bereits zusammen mit ihrem Mann an dessen Memoiren gearbeitet hatte.

Was Hannelore Kohl dem Autor zahlreicher Bücher anvertraute, hat dieser ein Jahrzehnt später in einem vielbeachteten Buch zusammengetragen. Es trägt den Titel "Die Frau an seiner Seite".

Wegen dieses Buches gehen jetzt die beiden Kohl-Söhne Peter (46) und Walter (48) auf die Barrikaden. Ihr Kernvorwurf lautet: Schwan habe kräftig aus der bereits 2002 von Peter Kohl zusammen mit Dona Kujacinski präsentierten Biografie "Hannelore Kohl. Ihr Leben" abgekupfert.

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" halten die beiden Brüder Schwan vor, "dass es auf mehr als 70 Seiten Übereinstimmungen gibt". Es gebe "viele, viele Umformulierungen unseres Ursprungstextes nach einem immer gleichen Muster. Bis hin zu wörtlich übernommenen Passagen." Doch wieso sind die Brüder erst jetzt darauf gestoßen, obwohl das Buch schon seit Monaten auf dem Markt ist? Anlass ist nach den Worten von Walter Kohl ein Interview, in dem Heribert Schwan seinem Bruder und ihm vorwerfe, ihre Mutter im Stich gelassen zu haben und an ihrem Tod mitschuldig zu sein. Auf diese Behauptungen reagierten die Kohl-Brüder mit einer Klage und stellten eigene Recherchen an. Schwan, so sagen sie jetzt, berufe sich auf Zeugen – ehemalige Nachbarn und Freunde der Eltern – die davon aber nichts wissen wollten. Walter Kohl: "Die fielen aus allen Wolken, als sie hörten, wofür Herr Schwan sie als Zeugen benannt hat. Sie fühlten sich benutzt" und hätten eidesstattlich versichert, "dass die Einlassungen von Herrn Schwan unwahr sind und dass sie als Zeugen für seine Aussagen nicht genannt werden dürfen", sagt Walter Kohl der Zeitung.

Erst aufgrund dieser Schwan-Attacken seien sie daran gegangen, dessen Buch "Zeile für Zeile" mit dem von Peter Kohl zu vergleichen, sagen die Brüder. Dabei hätten sie nicht nur die vielen Übereinstimmungen bemerkt, sondern auch festgestellt, dass Schwan Informationen einstreue, "die er nur aus unserem Buch erfahren haben kann". Als Beispiel nennt Peter Kohl das Tagebuch von Hannelore Kohls Mutter. Einzelheiten daraus, die er in seinem Buch geschildert habe, habe er bei Schwan wiedergefunden, gibt Peter Kohl zu Protokoll.

Sein Bruder Walter vergisst nicht hinzuzufügen, dass Peter sein Honorar für den damaligen Bestseller – fast 200 000 Euro – der ZNS-Stiftung von Hannelore Kohl gestiftet habe. ZNS steht für Zentrales Nervensystem. Laut Stiftung erleiden jedes Jahr in Deutschland 270 000 Menschen eine Schädelhirnverletzung.

(RP)
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