Berlin Horst Köhler berät Union in Afrika-Fragen

Berlin · Der frühere Bundespräsident Horst Köhler meldet sich auf der politischen Bühne zurück: Die Unions-Bundestagsfraktion will sich nach der Ankündigung von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), deutsche Soldaten an einer EU-Ausbildungsmission in Mali zu beteiligen, beim Afrika-Kenner Köhler Rat holen. "Horst Köhler hat sehr gute Ideen, die zu gegebener Zeit auch abgefragt werden", sagte Unions-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer. Zunächst müsse die Bundesregierung ihr geplantes Engagement aber konkretisieren.

Horst Köhler war schon als Chef des Internationalen Währungsfonds oft in Afrika, später als Bundespräsident bereiste er mehrfach den Kontinent. Die neue Aufgabe dürfte beim früheren Staatsoberhaupt auch für eine späte Genugtuung sorgen. Schließlich hatte im Mai 2010 die hitzige Debatte über militärische Interventionen zur Wahrung deutscher Wirtschaftsinteressen zu seinem Rücktritt geführt.

Köhler hatte am 22. Mai 2010 dem Deutschlandradio nach einem Besuch der Bundeswehr in Afghanistan gesagt: "Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen."

Dieser Satz löste vor allem bei der Opposition einen Sturm der Entrüstung aus. Köhler, der zu diesem Zeitpunkt bereits als amtsmüde galt, trat am 31. Mai 2010 zurück – weil die Kritik "den notwendigen Respekt für mein Amt vermissen" lasse, wie er damals sagte.

(brö)
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