Persönlich Guido Wolf . . . soll für die CDU "Kretsch" besiegen

Man sieht es Guido Wolf an, dass ihm bei allem gebotenen politischen Ernst der Schalk im Nacken sitzt. Der verheiratete, katholische Oberschwabe, der nach einem Mitgliedervotum der Südwest-CDU 2016 als Ministerpräsidenten-Kandidat in Baden-Württemberg gegen Amtsinhaber Winfried Kretschmann (Grüne) antreten soll, sendet ein Doppelsignal aus: 1) Seht her, ich bin einer von euch, ich liebe meine Heimat, will alles daran setzen, dass diese bald wieder so regiert wird, wie das zwischen 1952 und 2011 der Fall gewesen ist: von der CDU. 2) Mit mir kann man auch bei einem guten Trollinger g'scheit schwätze und lustig sein, denn ich habe es faustdick hinter den Ohren.

Gestern sorgte Guido Wolf mit seinem Sieg mit 56 zu 44 Prozent beim Mitgliederentscheid gegen Wolfgang Schäubles Schwiegersohn und Angela Merkels CDU-Bundesvize Thomas Strobl für eine faustdicke Überraschung.

Überrascht waren allerdings eher diejenigen aus dem Unterstützerkreis Strobls, die meinen, dass man im Musterländle Südwest die Nase vorn hat, weil man im fernen Berlin eine hohe Hausnummer verkörpert. Verlierer Strobl steht für politische Bundesliga ohne Champions-League-Qualitäten. Sieger Wolf repräsentiert die starke Regionalliga, die stille Kraft der Provinz also, die Deutschland erst zum Erfolgsland werden ließ.

Wolf ist ein baden-württembergisches Eigengewächs vom Bodensee: einst Jurist in seinem Wohnort Tuttlingen, im Landesverkehrsministerium und Verwaltungsrichter, nun Präsident des Landtages: ein Statement nach dem Motto "Bleibe im Lande und nähre dich redlich". So hat es auch die CDU-Ministerpräsidenten-Legende Erwin Teufel vorgelebt. Bei ihm ist Wolf, der es liebt, Schmunzelgedichte zu verfassen, in die politische Lehre gegangen. 2016 will er seinen Meister machen und den im Land populären grünen Kretschmann ("Kretsch") aufs Altenteil schicken.

(RP)
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