Wirtschaftsweise warnt vor Rückkehr der Krise Hängepartie in Rom erschüttert die Euro-Zone

Brüssel/Berlin · Wegen der drohenden politischen Blockade Italiens herrscht europaweit Angst vor einem Wiederaufflammen der Eurokrise. Die Aktienkurse gingen gestern als Reaktion auf Silvio Berlusconis Erfolg europaweit auf Talfahrt.

Europas Krisenherde im Überblick
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Der deutsche Leitindex Dax verlor bis zu zwei Prozent; der Mailänder Leitindex gab zeitweise mehr als vier Prozent nach. Auch an den Devisen- und Anleihemärkten sorgten die unklaren Mehrheiten nach der Wahl für schlechte Stimmung. Die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen sprangen auf den höchsten Wert seit November.

Italien dürfte angesichts der Hängepartie in Rom weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. "Damit steigt letztlich auch der Kreditbedarf Italiens, was dazu führt, dass die Kredite mit immer höheren Zinsen bezahlt werden müssen. Eine Spirale setzt sich in Gang, die Italien weiter abdriften lässt", fürchtet Lüder Gerken, Chef des Centrums für Europäische Politik in Freiburg.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz wertete das Wahlergebnis als "klare Absage an die einseitige Kürzungspolitik der EU". "Wir brauchen eine Kombination aus nachhaltiger Haushaltsdisziplin und Investitionspolitik, die Arbeit schafft."

Die EU-Kommission will ihren Sparkurs aber keinesfalls ändern. Das Ergebnis ändere die Realitäten nicht, sagte ein Sprecher. Italien müsse das "nicht tragfähige" Niveau der Staatsschulden senken. Das Land hat zwei Billionen Euro Schulden; nur Griechenland drückt, bezogen auf seine Wirtschaftsleistung, in der Euro-Zone eine höhere Last.

Skeptisch zeigte sich auch der Chef der Wirtschaftsweisen, Wolfgang Franz. "Es zeigt sich jetzt, dass es verfrüht war zu meinen, wir hätten die Krise im Euroraum überstanden", sagte Franz. "Ein praktisch unregierbares Italien stellt eine beträchtliche Belastung dar."

(RP/nbe)
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