"Ministerin trifft Truppe" am Hindukusch Ursula von der Leyen zum Adventsbesuch in Afghanistan

Masar-E-Sharif · Fünf Tage nach ihrer Vereidigung als neue Verteidigungsministerin ist Ursula von der Leyen zu ihrem ersten Truppenbesuch in Afghanistan eingetroffen. Sie wolle "hautnah spüren", was es bedeutet, für den Frieden, die Menschenrechte und die Demokratie im Einsatz zu sein.

 Ursula von der Leyen beim Frühstück mit den Soldaten.

Ursula von der Leyen beim Frühstück mit den Soldaten.

Foto: afp, JOHANNES EISELE

Wenn der siebenfachen Mutter in ihren bisherigen Minister-Ämtern eines wichtig war, dann die freien Wochenenden mit der Familie. Ganz besonders in der Adventszeit. Doch dieser Job macht alles anders. Mit diesem Besuch wolle sie den Soldaten gerade am vierten Advent zeigen: "Ich bin für sie da, darauf können sie sich fest verlassen", betont die Ministerin nach einem ersten Frühstück. Morgens um sieben hat sie sich vor der Essensausgabe angestellt. Während sich die Soldatinnen und Soldaten neben ihr mit Rührei, Schinken und Wurst die Grundlage für den Einsatztag verschaffen, bleibt von der Leyen bei einer eher zurückhaltenden Ernährungsweise. Honig auf die eine Brötchenhälfte, Marmelade auf die andere. Fertig.

Dezember 2013: Von der Leyen in Afghanistan
12 Bilder

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MES — mit diesen Anfangsbuchstaben verband von der Leyen als Familienministerin allenfalls eine Politik, die Mädchen echt stark macht. Als Arbeits- und Sozialministerin hatte sie es mit Männer-Erwerbstätigen-Statistiken zu tun. Jetzt bedeutet MES - Masar-e-Sharif, die Einsatzzentrale der Bundeswehr in Nordafghanistan. Mit dem Airbus A-310 ist sie in einem fünfeinhalbstündigen Nachtflug von Berlin aus um 3.15 Uhr deutscher Zeit, 6.45 Uhr Ortszeit, eingetroffen. Hubschrauber starten und landen, über dem Camp kreist ein Zeppelin mit Überwachungstechnik. Zivilisten sind selten, Uniformen beherrschen das Bild, aber die Ministerin fügt sich in ihrer tannengrünen Strickjacke harmonisch ins Bild.

Auf dem Flug hat Generalleutnant Markus Kneip ihr einen Überblick über die bisherigen Einsätze gegeben. Kneip selbst hat als Kommandeur am Hindukusch dramatische Zeiten erlebt, wurde bei einem Anschlag selbst verwundet. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, flächendeckend sind die neu ausgebildeten afghanischen Sicherheitskräfte von Polizei und Militär an der Front, werden von der internationalen Truppe nur noch unterstützt.

Sie sei "dankbar, zwei Tage in die Tiefe einzusteigen und zu lernen", sagt die Ministerin. Die Lebenswirklichkeit sei halt noch einmal etwas anderes als das, was sie in der Theorie bei ihrer Einweisung im Ministerium erfahre. Und dankbar ist sie auch dafür, "sehr warmherzig" vom Militär aufgenommen worden zu sein. "Ich weiß, dass ich viel zu lernen habe."

Für die Bundeswehr ist das eine besondere Chance. Schon als Familien- und auch als Arbeits- und Sozialministerin verstand es von der Leyen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Und wenn sie jetzt vor den Augen des interessierten Publikums als erste Frau im Amt lernt, lernt die Bevölkerung mit — und die Bundeswehr mit ihr neu kennen. Immer noch gilt das Wort von Ex-Bundespräsident Horst Köhler, dass die Deutschen ihrer Bundeswehr nur "freundliches Desinteresse" entgegen bringen. Fasziniert begleiteten sie die glänzenden Inszenierungen von Karl-Theodor zu Guttenberg in Kampfmontur. Unter seinem Nachfolger Thomas de Maizière wurde es wieder sachlich-ruhig. Nun kommt wieder Neugierde und mit von der Leyen ein neuer Blick auf die Truppe ins Amt.

In Afghanistan lässt sich von der Leyen in einem Nonstop-Intensivkurs in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des deutschen Engagements am Hindukusch einführen.

Sie spricht am Vormittag unter anderem mit dem deutschen Kommandeur des nördlichen Regionalkommandos, Generalmajor Jörg Vollmer, mit dem deutschen Botschafter in Kabul, Martin Jäger, und mit ISAF-Oberbefehlshaber Joseph Dunford über die militärische Lage und die Stimmung in der Bevölkerung, über die Schwierigkeiten, zu einem neuen Statut für die Nachfolgemission nach dem Einsatz der Kampftruppen Ende 2014 zu kommen. Und sehr viel Raum ist auch für den direkten Kontakt zwischen der Ministerin und den deutschen Soldaten, militärisch knapp definiert als "Ministerin trifft Truppe".

(csi)
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