Rücktritt von Kutschaty Die SPD braucht diesen klaren Schnitt

Düsseldorf · Nach einer gescheiterten Postenbesetzung sah sich der SPD-Landesvorsitzende gezwungen, zurückzutreten. Im Endeffekt hat er sich zu viele Feinde gemacht und hatte keine andere Wahl mehr. Der Rücktritt war richtig.

Landtagswahl NRW 2022 - SPD: Spitzenkandidat Thomas Kutschaty - Fotos & Infos
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Das ist Thomas Kutschaty

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Thomas Kutschaty gilt als scharfzüngiger Redner, als Angreifer, der mit seinen Auftritten im Landtag in den Reihen der Regierungskoalition so manchen Parlamentarier auf die Palme zu bringen vermag und laute Zwischenrufe provoziert. Umso ungewöhnlicher war es, als Kutschaty im Fernsehduell im Landtagswahlkampf in den Ministerpräsidial-Modus schaltete und die Abteilung Angriff Amtsinhaber Hendrik Wüst überließ. Da schien einer seinen Biss verloren zu haben. Kutschaty blieb in weiten Teilen des vom Ukraine-Krieg überschatteten Wahlkampfs farblos. Am Ende wurde aus dem Kopf-an-Kopf-Rennen ein Debakel in der sogenannten Herzkammer der Sozialdemokratie.

Doch Kutschaty blieb. Und machte weiter, als hätte es das katastrophale Ergebnis vom Mai nicht gegeben. In der Landtagsfraktion, so schien es, hatte er mit dem Umbau der Spitze seine Kritiker zunächst ruhiggestellt. In der Partei verschaffte er sich mit einem länglichen Aufarbeitungsprozess der Schlappe zumindest Zeit. Die ist nun abgelaufen, und es wird deutlich, dass die harten Machtkämpfe der vergangenen Jahre mitnichten beendet sind. In der nordrhein-westfälischen SPD hat sich der Landeschef zu viele Feinde gemacht. Nun ist er zurückgetreten.

Die zähe Suche nach einer geeigneten Nachfolgerin für die scheidende Generalsekretärin Nadja Lüders hätte ihm aufzeigen müssen, dass seine politische Halbwertzeit überschritten war. Er galt innerparteilich als zu angeschlagen, als dass man mit ihm ins Rennen hätte gehen können. Dass er dann aber meinte, gegen die selbstbewussten Regionalvorsitzenden und den Parteivorstand im Alleingang eine Unbekannte durchsetzen zu können, zeigt, wie isoliert er am Ende wohl war. Auch wenn es in der Fraktion noch Stimmen gibt, die seinen Verbleib an der Fraktionsspitze fordern: Ein klarer Cut wäre wohl aus Sicht der SPD das Beste.

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