„Für viele zu große Hürde“ Kramp-Karrenbauer fordert Ende des Zölibats

Berlin · CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat mehr Einfluss von Frauen in der katholischen Kirche und ein Ende der verordneten Ehelosigkeit von Priestern gefordert. Ein Ende des Zölibats könnte die katholische Kirche attraktiver machen, sagt die Katholikin.

 Annegret Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin von Deutschland.

Annegret Kramp-Karrenbauer, Verteidigungsministerin von Deutschland.

Foto: dpa/Gian Ehrenzeller

CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wünscht sich eine Abschaffung des Zölibats für Priester in der katholischen Kirche. Das könne helfen, "mehr Menschen für diesen Dienst zu begeistern", sagte die Katholikin den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom Samstag. "Die Lebensentscheidung, ohne Familie zu leben, ist für viele eine zu große Hürde". Zudem wünsche sie sich "viel mehr Frauen in der Kirche": In einem "ersten Schritt" sollten deshalb Frauen als Diakoninnen zuzulassen werden.

In dem Interview äußerte sich Kramp-Karrenbauer, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist, auch zu anderen gesellschaftspolitischen Fragen. So sprach sie sich dafür aus, die Strafen für Kinderpornographie deutlich zu erhöhen. "Wir sollten dringend jede Form von sexuellem Missbrauch als Verbrechen einstufen", sagte die CDU-Chefin.

Bisher handele es sich bei manchen Taten nur um Vergehen, bei denen man mit sehr milden Strafen davonkommen könne. Notwendig sei es etwa, den Strafrahmen für den Besitz und die Beschaffung von kinderpornografischem Material deutlich zu erhöhen, forderte Kramp-Karrenbauer. Auch Plattformbetreiber seien hier in der Verantwortung.

Zurückhaltend zeigte sich die CDU-Chefin gegenüber Forderungen, Eizellenspenden zu legalisieren. "Das ist wie bei allen Themen rund um den Schutz des Lebens für die CDU eine sehr grundsätzliche und ernsthafte Diskussion", sagte sie dem RND. "Es rührt an unseren Kernbereich. Aber wir stellen uns als CDU dieser Debatte."

Die FDP hatte gefordert, das Embryonenschutzgesetz zu reformieren und dabei unter anderem Eizellenspenden zuzulassen, die anders als in anderen EU-Ländern in Deutschland verboten sind.

Kramp-Karrenbauer äußerte sich in dem Interview auch zur Frage geschlechterspezifischer Erziehung. Sie plädierte dafür, Technikspielzeug mehr am Interesse von Mädchen auszurichten. "Lasst doch Mädchen einen Pferdestall bauen, wenn sie das mehr interessiert als das Raumschiff", sagte sie. "Wenn das ihr Weg zur Ingenieurin und Architektin ist, gut!"

Mit ihrer Forderung nach der Abschaffung des Zölibats äußerte sich Kramp-Karrenbauer im Widerspruch zur Haltung des Vatikan. Papst Franziskus hatte erst kürzlich bekräftigt, am Zölibat festhalten zu wollen. Ausnahmen könne es allerdings für katholische Priester in besonders entlegenen Weltgegenden geben.

Zur Frage der Zulassung von Frauen zum Diakonat setzte der Papst im Jahr 2016 eine Kommission ein, die dies prüfen soll. Bisher ist dieses Kirchenamt Männern vorbehalten. Diakone können allerdings im Gegensatz zu Priestern verheiratet sein.

(zim/epd/AFP)
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