Synodaler Weg So möchte sich die katholische Kirche reformieren

Frankfurt am Main · Derzeit findet die erste Synodalversammlung im Reformprozess der katholischen Kirche statt. Die Mitglieder der Versammlung haben sich viel vorgenommen. Dahinter steckt eine klare Struktur, die den Prozess regeln, aber nicht festgeschrieben sein soll.

 In Frankfurt am Main findet die erste Versammlung des Synodalen Wegs der Katholischen Kirche statt.

In Frankfurt am Main findet die erste Versammlung des Synodalen Wegs der Katholischen Kirche statt.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Fast 230 Mitglieder der Synodalversammlung treffen sich zur ersten Versammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt. Mit dem Ziel, die Kirche zu reformieren und Vertrauen wieder aufzubauen, treffen sich Geistliche, Theologen und Laien, um über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland zu beraten.

Wie viele Beschlüsse im Laufe des auf zwei Jahre angelegten Prozesses gefasst werden und wie gewichtig diese sind, ist unklar. Welche dieser Beschlüsse schließlich von der Bischofskonferenz umgesetzt werden, wird sich ebenfalls zeigen. Zunächst geht es den Verantwortlichen darum, das Gespräch anzustoßen. Es sollen Konsequenzen aus den Ergebnissen der MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche gezogen werden.

Wichtig sei dem Synodalen Weg laut eigener Aussage, Flexibilität und Offenheit zu schaffen. Der Weg könne im Laufe des Prozesses verändert und angepasst werden. Trotzdem steht zu Beginn eine Struktur, mit der die katholische Kirche zu Ergebnissen kommen will. Neben der Synodalversammlung sollen vor allem die Foren neue Ideen hervorbringen.

  • Die Synodalversammlung: 160 Männer, 66 Frauen und eine Person mit diversem Geschlecht bilden die Vollversammlung, das oberste Organ des Synodalen Weges. Sie bildet die Synodalforen und fasst aufgrund der Vorlagen Beschlüsse. Die 69 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz sind Teil der Versammlung, ebenso wie 69 Vertreter des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Daneben gehören auch weitere Vertreter kirchlicher Ämter und geistlicher Dienste sowie junge Menschen und Einzelpersonen der Versammlung an. Beobachtet wird die Synodalversammlung unter anderem von Vertretern anderer Konfessionen.
  • Die Synodalforen: Von der Synodalversammlung werden die jeweils 30 Mitglieder der Synodalforen ernannt. Die Versammlung wählt in der aktuellen Tagung in Frankfurt außerdem Experten, die die inhaltliche Arbeit der Foren unterstützen. Aufgabe der Foren ist es, Ideen für Veränderungen der katholischen Kirche zu entwickeln und diese als Vorlage in die Synodalversammlung zu geben, wo sie beraten und gegebenenfalls beschlossen werden. Die Foren beschäftigen sich mit den zentralen Themen des Synodalen Wegs: Macht und Gewaltenteilung, Sexualmoral, Priesterliche Existenz, Rolle der Frau.
  • „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“: Durch Machtabbau soll klerikaler Machtmissbrauch reduziert werden. Dazu sollen eine rechtlich verbindliche Ordnung sowie Verwaltungsgerichte aufgebaut werden.
  • „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“: Die Sexualmoral der Kirche soll der Lebenswelt katholischer Christen angepasst werden. Theologische und humanwissenschaftliche Erkenntnisse, die die Kirche bislang vernachlässigt habe, sollen dabei ebenso eine Rolle spielen wie die persönliche Bedeutung von Sexualität für Gläubige, wie der Synodale Weg auf seiner Internetseite schreibt. Das Ziel der Kirche sei hier, wieder eine Orientierung für Gläubige bieten zu können.
  • „Priesterliche Existenz heute“: Auch mit den Ämtern und Lebensformen der katholischen Kirche möchte der Synodale Weg sich auseinandersetzen. Dabei soll beispielsweise über den Zölibat diskutiert werden.
  • „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“: Die Rolle der Frau in der Kirche wird nicht erst seit den Protesten der Initiative „Maria 2.0“, die im vergangenen Jahr für Aufsehen sorgten, diskutiert. Deswegen soll auch diese Frage beim Synodalen Weg aufgegriffen werden.
  • Synodalpräsidium: Auch das Präsidium kann Vorlagen in die Synodalversammlung einbringen. Es besteht aus den Präsidenten und Vizepräsidenten des Synodalen Wegs. Das sind der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und ZdK-Präsident Thomas Sternberg sowie ihre jeweiligen Stellvertreter. Die Synodalforen wählen außerdem jeweils ein Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz sowie ein Mitglied des ZdK zu ihren Vorsitzenden. Gemeinsam mit dem Präsidium und den Geistlichen Begleitern bilden sie ein erweitertes Synodalpräsidium, das für die Koordinierung der thematischen Arbeit und die Tagesordnung der Vollversammlungen verantwortlich ist.
  • Geistliche Begleiter: Sie sollen während des Synodalen Wegs für spirituelle Impulse sorgen und die Arbeit der Synodalversammlung geistlich reflektieren. Jesuitenpater Bernd Hagenkord, Ordensoberer des Münchner Berchmannskolleg, und Theologin Maria Boxberg, Mitglied der Gemeinschaft Christlichen Lebens, erfüllen diese Aufgabe.
  • Beratung der Vorlagen: Die von den Synodalforen und dem Präsidium eingebrachten Vorlagen werden von der Synodalversammlung in mindestens zwei Lesungen beraten. Die Versammlungsmitglieder entscheiden zunächst über die Annahme der Vorlage. Anschließend können Änderungsanträge beschlossen werden. Diese werden von den Synodalforen bis zur nächsten Vollversammlung eingearbeitet, wo dann endgültig über die Vorlage entschieden wird.
  • Beschlüsse: Wenn mindestens zwei Drittel der Delegierten und zusätzlich zwei Drittel der Bischöfe einer Vorlage zustimmen, wird sie angenommen. Die beiden Präsidenten des Synodalen Wegs verkünden die Beschlüsse. Da die Beschlüsse keine Rechtswirkung haben, müssen sie zusätzlich von der Bischofskonferenz und den einzelnen Diözesanbischöfen umgesetzt werden, um als verbindlich zu gelten. Das gilt jedoch nur für Beschlüsse, die nicht die Weltkirche betreffen, beispielsweise also die Frage nach dem Zölibat oder der Priesterweihe für Frauen. Solche Beschlüsse können lediglich als Vorschläge der Synodalversammlung an den Vatikan weitergeleitet werden.
  • Jeder Gläubige kann sich beim Synodalen Weg einbringen: Die Gemeinden können in den Gottesdiensten Bezug zum Synodalen Weg nehmen. Dazu haben die Deutsche Bischofskonferenz und das ZdK ein Gebet sowie Fürbitten und Liedvorschläge zu dem Reformprozess zur Verfügung gestellt. Begleitend zum Synodalen Weg sollen außerdem bundesweit begleitende Veranstaltungen stattfinden. Katholiken aus ganz Deutschland sollen sich so an den Diskussionen beteiligen können. Und auch schriftlich können sich Gläubige einbringen und zu den Diskussionspunkten Stellung beziehen. Das Sekretariat des Synodalen Weg verarbeitet die Zuschriften. Beteiligen kann man sich per E-Mail an kontakt@synodalerweg.de oder über die Facebook-Seite.
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