Gabriel, Steinmeier oder Steinbrück? Der Kandidaten-Streit nimmt Fahrt auf

Düsseldorf · Sigmar Gabriel weicht der Frage aus, Joachim Poß ruft zu Disziplin auf, Torsten Albig prescht lieber vor: Die Führung der SPD muss sich offenbar früher als gedacht der Debatte stellen, mit wem sie als Kanzlerkandidaten in den Wahlkampf ziehet. Die Lager der drei aussichtsreichsten Kandidaten formieren sich.

Die drei SPD-Kanzlerkandidaten im Überblick
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Die drei SPD-Kanzlerkandidaten im Überblick

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Einige Genossen würden die Debatte am liebsten ausblenden - die Diskussion über die Frage des SPD-Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl 2013 ist bereits in vollem Gange, nicht erst seit Torsten Albigs Vorstoß vom Wochenende. Die Medien greifen das Thema gerne auf. Wie gern zeigte sich bei einer Pressekonferenz von Generalsekretärin Andrea Nahles am Montag.

Die SPD-Politikerin wollte über aktuelle politische Themen reden. Die meisten Rückfragen der anwesenden Journalisten kamen jedoch zur K-Frage, wie Nahles leicht genervt zu Protokoll gab. "Der Zeitplan für die Kür des Kanzlerkandidaten steht", sagte sie in Berlin.

Und doch formieren sich die Lager der drei Kandidaten, denen die besten Chancen eingeräumt werden - SPD-Chef Sigmar Gabriel, Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und Ex-Finanzminister Peer Steinbrück. Die Anhänger rühren die Werbetrommel. Wer spricht sich für wen aus? Eine Übersicht.

Frank-Walter Steinmeier

Am Wochenende hatte sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig öffentlich für den Fraktionschef ausgesprochen und die Debatte über die K-Frage angeheizt. "Er wäre ein guter Kanzler für unser Land", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Steinmeier mache "eine tolle Arbeit", sei eine starke Führungspersönlichkeit und "seit der Zeit des letzten Wahlkampfs sehr gereift".

Albig steht in der Partei offenbar nicht alleine da. Steinmeier wird nachgesagt, innerhalb der Partei die meisten Unterstützer zu haben. Für den Fraktionschef, der bereits 2009 Kanzlerkandidat der SPD war, sprechen die hohe Integrität und seine Bereitschaft als dialogbereiter Partner. In der Partei kommt dies bestens an.

Bereits eine Woche zuvor hatte sich auch Schleswig-Holsteins Landesvorsitzender Ralf Stegner für Steinmeier ausgesprochen. "Frank-Walter Steinmeier könnte von den drei möglichen Kanzlerkandidaten das Amt am besten."

Eine aktuelle Umfrage des TV-Senders "ntv" zur Frage, ob Steinmeier der geeignete Kanzlerkandidat der SPD ist, verneinen 83 Prozent. Nur 17 Prozent sprechen sich dafür aus.

Peer Steinbrück

Die Reaktion der Steinbrück-Unterstützer auf Albigs Vorstoß ließ nicht lange auf sich warten. In der "Bild-Zeitung sprachen sich der Kieler Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Bartels und der Chef der baden-württembergischen SPD, Nils Schmid, für den Ex-Finanzminister aus.

"Wir brauchen den Kandidaten, der eine echte Alternative zu Merkel darstellt - und von den Wählern auch so gesehen wird. Das ist gerade in der Euro-Krise Peer Steinbrück", sagte Bartels.

Schmid erklärte: "Ich denke, dass neben Steinmeier Peer Steinbrück ein sehr guter Kanzlerkandidat ist. Der Ex-Finanzminister genießt in der Bevölkerung hohes Vertrauen und ist sehr beliebt." Steinbrück polarisiert — vielen Genossen polarisiert er wohl zu sehr. Das Problem Steinbrücks: Im Gegensatz zu Steinmeier haftet dem ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten das Image des Lautsprechers an.

Sigmar Gabriel

Für den Parteichef hat bisher noch niemand öffentlich Partei ergriffen. Bis auf Gabriel selbst. Viele in der Partei und der Öffentlichkeit glauben, dass dies kein Problem ist. Schließlich ist der Niedersachse Partei-Chef und hält die Fäden der strategischen Ausrichtung in der Hand.

Zwar hatte Gabriel im Sommerinterview am Sonntag die Beantwortung der K-Frage offen gelassen, innerhalb der Partei aber gibt es offenbar Strömungen, die davon ausgehen, dass sich Gabriel nach Beendigung seiner Babypause im September in Position bringen wird. Die Häufung seiner öffentlichen Auftritte in jüngster Zeit nähren diese Vermutung.

Wähler-Umfragen sehen Steinbrück und Steinmeier zwar vor dem gebürtigen Goslarer, in der SPD selbst werden Gabriel indes bessere Chancen eingeräumt als beispielsweise Steinbrück. Gabriel hält - ähnlich wie viele andere SPD-Spitzenpolitiker auch - am bereits festgelegten Zeitplan fest. Die Kandidaten-Kür soll erst Anfang des kommenden Jahres erfolgen — zumindest in diesem Punkt scheinen sich die Genossen weitestgehend einig zu sein.

(nbe)
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