Massiver Hackerangriff Weseler Abgeordneter Bernd Reuther wurde zweimal Opfer

Düsseldorf · Schon im November wurde FDP-Parlamentarier Bernd Reuther Opfer eines Hacker-Angriffs. Nun sind die damals gestohlenen Daten öffentlich geworden. Die Sicherheitsexperten des Bundes scheinen sich für diesen Zusammenhang nicht zu interessieren.

FDP-Abgeordneter Bernd Reuther (Archivbild)

FDP-Abgeordneter Bernd Reuther (Archivbild)

Foto: Jana Bauch (jaba)

Bernd Reuther sitzt seit 2017 für die FDP im Deutschen Bundestag und ist dort unter anderem Mitglied des Ausschusses für Digitale Infrastruktur. Mit seiner eigenen digitalen Infrastruktur hat der 47-jährige Familienvater aus Wesel indes Pech.

Reuther ist eines der Opfer des jüngsten Datenskandals, er wurde aber auch schon im November von einem Hackerangriff in Mitleidenschaft gezogen. Damals hatte ein Unbekannter für kurze Zeit im Namen des Abgeordneten fremdenfeindliche Texte auf dessen privater Facebook-Seite gepostet, auch Links zu dem vom Kreml unterstützten russischen Auslandssender Russia Today. Reuthers privates E-Mail-Konto wurde gekapert, Zugriff hatte er nicht mehr. Reuther schaltete die Polizei ein, ließ die Facebook-Seite sperren, der Staatsschutz befragte den Parlamentarier. Allerdings bisher ohne Ergebnis. Eine Rückmeldung gab es nicht mehr.

Nun ist Reuther erneut mittendrin im jüngsten Datenskandal, bei dem Unbekannte via Twitter Datensätze und Informationen von Politikern und Prominenten veröffentlicht hatten. Genau jene Informationen, die von Reuthers (damals gekaperten) E-Mail-Konto verschickt wurden, gerieten nun in die Öffentlichkeit. Zum Beispiel E-Mail-Anhänge wie eine Geburtsurkunde für die Bundestagsverwaltung, die Adressen einiger Mitglieder des Schützenvereins sowie Kontaktdaten von Parteifreunden. „Es ist augenscheinlich, dass die jetzt veröffentlichten Daten bei dem damaligen Hack abgefischt wurden“, sagt Reuther. Möglich, dass der Hacker von damals mit dem aktuellen Fall zu tun hat, oder, dass der Verantwortliche für den jüngsten Datenskandal eine Verbindung zu dem Hacker hat oder die gekaperten Daten im Netz ausfindig gemacht und veröffentlicht hat. „Ich habe keine Ahnung, was passiert ist“, sagt Reuther. „Es könnte sich aber doch lohnen, diese Vorfälle zu untersuchen.“ Er geht davon aus, dass seine geklauten Daten auch die Quelle für die Kontaktdaten der 25 weiteren betroffenen FDP-Abgeordneten sind, darunter Parteichef Christian Lindner. Was Reuther wundert: „Weder nach dem ersten Vorfall, noch nach den aktuellen Ereignissen hat das BSI mit mir Kontakt aufgenommen.“ Am Donnerstagabend habe er einen Anruf aus der Fraktionsverwaltung bekommen, dass er betroffen sei. Seitdem versucht Reuthers Bundestags-Büro vergeblich mit dem BSI in Kontakt zu treten.

In der Sondersitzung des Innenausschusses müsste dringend geklärt werden, was das BSI wann wusste und welche Maßnahmen es getroffen hat, findet der FDP-Politiker „Wir brauchen in Deutschland eine funktionierende Cyber-Sicherheitsstruktur, dazu brauchen wir eine zentrale Anlaufstelle.“ Er selbst hat inzwischen alle Passwörter geändert und zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen eingebaut. Die Kollegen in der FDP nahmen es mit Humor. Am Rande des Dreikönigstreffens am Sonntag in Stuttgart, bedankte sich FDP-Chef Christian Lindner bei Reuther mit einem Augenzwinkern für die „vielen neuen Bürgerkontakte“.

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