Vor US-Botschaftsverlegung in Israel Al-Qaida-Chef ruft zum Dschihad gegen Israel auf

Washington/Tel Aviv · Rund fünf Monate nach der umstrittenen Ankündigung von Donald Trump wird am Montag die US-Botschaft in Jerusalem eröffnet. Unmittelbar davor rief Al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri Muslime zum Dschihad gegen die USA auf.

 Al-Qaida-Chef al-Sawahiri in einer Videoansprache (Archivfoto).

Al-Qaida-Chef al-Sawahiri in einer Videoansprache (Archivfoto).

Foto: dpa, tel-Center

Die Entscheidung der USA, ihre Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, habe gezeigt, dass Verhandlungen und "Beschwichtigungen" den Palästinensern nichts gebracht hätten, sagte Sawahiri am Sonntag laut dem auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierten US-Unternehmen Site in einer Video-Botschaft mit dem Titel "Tel Aviv ist auch ein Land der Muslime".

Der Palästinensischen Autonomiebehörde warf Sawahiri in der Botschaft demnach vor, ein "Verkäufer Palästinas" zu sein. Seine Anhänger rief er auf, zu den Waffen zu greifen.

Sawahiri warf zudem US-Präsident Donald Trump vor, "das wahre Gesicht des modernen Kreuzzugs offenbart" zu haben. Dieses zeige, dass "Beschwichtigungen" nicht funktionierten, "sondern nur Widerstand" durch "Dschihad", sagte Sawahiri.

Massive Proteste erwartet

Die Einweihungszeremonie findet um 16 Uhr Ortszeit mit rund 800 geladenen Gästen statt - Trump selbst ist nicht nach Jerusalem gereist. Angesichts erwarteter massiver Proteste der Palästinenser sind die israelische Polizei und das Militär im Großeinsatz.

An der Einweihung des US-Botschaftsgebäudes in Jerusalem, welches bislang ein US-Konsulatsgebäude war, nimmt eine Delegation des Weißen Hauses teil, zu der Trumps Tochter und Beraterin Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner zählen. Auch US-Vizeaußenminister John Sullivan und US-Finanzminister Steven Mnuchin nehmen an der Eröffnungszeremonie teil.

70. Jahrestag der Staatsgründung Israels

Heikel ist auch das Datum der Botschaftseröffnung: Israel feiert am Montag den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte bei einem Empfang der US-Delegation am Sonntagabend, Jerusalem sei in den vergangenen 3000 Jahren die Hauptstadt des jüdischen Volks gewesen und sei seit 70 Jahren die des Staates Israel. "Es wird für immer unsere Hauptstadt bleiben", bekräftigte Netanjahu. Sullivan sagte, die US-Botschaft in Jerusalem sei "eine lange überfällige Anerkennung der Realität".

Trump hatte am 6. Dezember verkündet, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Damit brach er mit der jahrzehntelangen US-Politik, da die Botschaftsverlegung die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA bedeutet. US-Außenminister Mike Pompeo und Trumps Nationaler Sicherheitsberater John Bolton erklärten am Sonntag, der Friedensprozess sei durch die Botschaftsverlegung nicht gefährdet.

Der endgültige Status Jerusalems ist allerdings einer der größten Streitpunkte im Nahost-Konflikt. Die Palästinenser beanspruchen den 1967 von Israel besetzten und 1980 annektierten Ostteil Jerusalems als künftige Hauptstadt des von ihnen angestrebten eigenen Staates. Trumps Ankündigung hatte zu massiven Protesten in muslimischen Ländern geführt.

(das/AFP)
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