Ehemaliger Bürgermeister von New York Bloomberg bescheinigt den USA grassierende Verlogenheit

New York · New Yorks früherer Bürgermeister lässt kein gutes Haar an der aktuellen politischen Landschaft seines Landes. Die Politik bestehe aus einem „Sperrfeuer von Lügen“ und „alternativen Wirklichkeiten“.

 Michael Bloomberg (Archivbild).

Michael Bloomberg (Archivbild).

Foto: AP/Christophe Ena

Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Boomberg hat den USA eine „grassierende Unehrlichkeit“ attestiert. Das „endlose Sperrfeuer von Lügen“ und der Hang zu „alternativen Wirklichkeiten“ in der Politik seien eine ernste Gefahr für die Demokratie, sagte Bloomberg am Samstag vor Absolventen der Rice University in Texas. Namen aktueller Akteure nannte er nicht.

Der Milliardär und Medienunternehmer erinnerte vielmehr an die über den ersten US-Präsidenten George Washington erzählte Geschichte, dieser habe als Kind nicht lügen können, als gefragt wurde, ob er einen Kirschbaum gefällt habe. „Wo sind wir hingekommen, von einem Präsidenten, der nicht lügen konnte, zu Politikern, die nicht die Wahrheit sagen können?“, fragte Bloomberg.

So hätten die Demokraten einen großen Teil der 1990er Jahre damit zugebracht, Präsident Bill Clinton gegen Vorwürfe der Lüge und persönlicher Unmoral zu verteidigen, während die Republikaner das Fehlen von Ethik und Ehrlichkeit im Weißen Haus angeprangert hätten, sagte Bloomberg. Heute sei es umgekehrt. „Das Einzige, was noch schlimmer ist, als verlogene Politiker, die keinen Respekt vor dem Gesetz haben, ist der Chor der Helfer, die jede ihrer Lügen verteidigen“, kritisierte er.

Bloomberg beklagte, eine „extreme Parteinahme“ habe dazu geführt, dass Verlogenheit in noch nie da gewesener Weise toleriert werde. Menschen fühlten sich einer politischen Sippe mehr verpflichtet als der Wahrheit. „Es gibt heute in der Politik mehr Nachsicht für Unredlichkeit als ich in meinem ganzen Leben gesehen habe“, sagte der 76-Jährige und legte nahe, dass die US schlimmer gespalten seien als jemals seit dem Bürgerkrieg Mitte des 19. Jahrhunderts. „Die größte Gefahr für die amerikanische Demokratie sind nicht Kommunismus, Dschihadismus oder irgendeine andere äußere Kraft oder ausländische Macht. Es ist unsere eigene Bereitschaft, Verlogenheit im Dienst der Partei und im Streben nach Macht zuzulassen.“

„Wenn gewählte Regierungsbeamte sprechen, als ob sie über der Wahrheit stünden, werden sie handeln, als stünden sie über dem Recht“, warnte Bloomberg. „Und wenn wir Verlogenheit hinnehmen, werden wir Kriminalität bekommen - manchmal ist es in Form von Korruption, manchmal ist es Machtmissbrauch. Und manchmal ist es beides.“

(dpa)
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