Niedrige Wahlbeteiligung Erzkonservativer Giammattei gewinnt Präsidentschaftswahl in Guatemala

Guatemala-Stadt · In Guatemala hat sich der Kandidat der erzkonservativen Partei Vamos gegen die Vertreterin der sozialdemokratischen Nationalen Union durchgesetzt. Er ist strikt gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibung und befürwortet traditionelle Familienwerte und die Todesstrafe.

 Alejandro Giammattei (links) feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Guatemala.

Alejandro Giammattei (links) feiert seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Guatemala.

Foto: AFP/JOHAN ORDONEZ

Bei der Präsidentschaftswahl in Guatemala zeichnet sich ein Sieg des erzkonservativen Alejandro Giammattei ab. Nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen entfielen nach Angaben der obersten Wahlbehörde am Sonntagabend beinahe 59 Prozent der Stimmen auf Giammattei. Etwa 41 Prozent gingen demnach an die ehemalige First Lady Sandra Torres.

Giammattei hatte mit seiner Partei Vamos im Wahlkampf einen Fokus auf ein hartes Vorgehen gegen Kriminalität und auf sozialkonservative Werte gelegt. Es war Giammatteis vierter Versuch bei einer Präsidentschaftswahl. Der 63-jährige Arzt, der wegen seiner Multiplen Sklerose Gehhilfen nutzt, ist strikt gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und Abtreibung und befürwortet traditionelle Familienwerte und die Todesstrafe. Es werde ihm eine "enorme Ehre sein, Präsident dieses Landes zu sein", sagte Giammattei.

Die unterlegene Torres war mit dem ehemaligen Präsidenten Álvaro Colom verheiratet, von dem sie sich später scheiden ließ. Sie ist Geschäftsfrau und führte eine Textil- und Bekleidungsfirma. Sie wollte mit ihrer sozialdemokratischen Partei Nationale Union für Hoffnung die Bildung, Gesundheitsversorgung verbessern und die Wirtschaft stärken. Torres machte außerdem Vorschläge für ein Korruptionsbekämpfungsprogramm. Ihre Partei geriet jedoch unter Druck, nachdem viele der Kandidaten beschuldigt wurden, Spenden von Drogenhändlern erhalten zu haben.

Die Wahlbeteiligung schien sehr niedrig zu sein, und wies auf die Desillusionierung der Bevölkerung angesichts von verbreiteter Korruption, Armut, Arbeitslosigkeit und Migrationsproblemen hin. Etwa acht Millionen Guatemalteken sind für die Wahl registriert. Schätzungsweise 40 Prozent nahmen teil.

Im Wahlkampf in dem zentralamerikanischen Land hatte auch ein Asylabkommen mit den USA eine große Rolle gespielt, das kürzlich von US-Präsident Donald Trump durchgesetzt worden war. Die US-Regierung will Guatemala künftig als "sicheren Drittstaat" behandeln.

Dies würde bedeuten, dass Flüchtlinge aus anderen zentralamerikanischen Staaten, die über Guatemala in Richtung USA reisen wollen, in Guatemala ihren Asylantrag stellen müssten und von den USA dorthin zurückgeschickt werden könnten - obwohl Guatemala ähnlich stark von Armut und Gewalt geprägt ist wie die Nachbarstaaten El Salvador und Honduras, aus denen viele der Migranten stammen.

Giammattei sagte während des Wahlkampfs, er kenne den Inhalt des Abkommens mit den USA nicht und werde sich damit erst nach seiner Wahl auseinandersetzen.

(sbl/dpa/AP/AFP)
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