Indien Die größte Demokratie der Welt wählt

Gauhati · In Indien hat die größte demokratische Wahl der Welt begonnen. Über die kommenden fünf Wochen sind insgesamt 814 Millionen Inder zur Bestimmung der 543 Abgeordneten des Unterhauses aufgerufen. Es ist eine Wahl der Superlative. 935.000 Wahllokale öffnen, elf Millionen Wahlhelfer sind dabei.

Indien: Wahlen in der größten Demokratie der Welt
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Überwiegend friedlich hat am Montag in Indien die Parlamentswahl begonnen, die sich über fünf Wochen hinziehen wird. Sicherheitskräfte bewachten alle Wahllokale, während die Menschen in fünf Wahlkreisen in den abgelegenen nordöstlichen Bundesstaaten Assam und Tripura abstimmten. Die Agentur IANS berichtet von langen Schlangen vor den Wahllokalen.

Umfragen sagen der regierenden Kongresspartei eine herbe Niederlage voraus. Hintergrund sind Korruptionsvorwürfe und die schwächelnde Wirtschaft. Der oppositionellen hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Party, kurz BJP, wird ein gutes Ergebnis vorhergesagt. Um ihren Parteichef Narendra Modi hat sich in den vergangenen Monaten ein regelrechter Hype entwickelt.

Nahezu alle Parteien konzentrierten sich im Wahlkampf auf die Wirtschaft. Die kapitalistische und unternehmerfreundliche BJP veröffentlichte erst am Montag als letzte Partei ihr Wahlprogramm. Sie will Indien zu einem entwickelten Land machen und verspricht futuristische Infrastrukturprojekte mit Hochgeschwindigkeitszügen, neuen modernen Städten und drahtlosem Internet auf öffentlichen Plätzen.

Vor allem bei der großen Masse der jungen Wähler dürften diese Versprechen gut ankommen. Fast 380 Millionen Wahlberechtigte sind zwischen 18 und 35 Jahren alt; sie wollen ein modernes und lebenswertes Indien und vor allem Arbeitsplätze.

Doch für die meisten Menschen in den überwiegend ländlich geprägten Staaten Assam und Tripura dürften die Versprechen der BJP wie von einem anderen Stern erscheinen. Den Menschen dort geht es um das Wesentliche: um Nahrung, Wasser, Wohnungen und Straßen.

Regelmäßig zerstören Monsun und Überschwemmungen Häuser und Ernte.
"Unsere Gegend ist 67 Jahre nach der Unabhängigkeit rückständig und unterentwickelt", sagte die 36-jährige Rumi Nath, die in der Stadt Lakhimpur darauf wartete, ihre Stimme abgeben zu dürfen. "Wir wollen Wandel."

Die Kongresspartei hofft auf ein gutes Ergebnis in den sieben Staaten im Nordosten. Chief Minister Tarun Gogoi aus Assam gab sich gewiss, sein Mandat zu verteidigen. "Es gibt keine Narendra-Modi-Magie in Assam. Die Kongresspartei hat seit 2001 jede Wahl in Assam gewonnen und das werden wir dieses Mal wiederholen", sagte er. Bei den letzten Wahlen 2009 holte seine Partei sieben der 14 Parlamentssitze für Assam, die BJP kam auf vier.

Ein sensibles Thema ist die Sicherheit. 25.000 Polizisten und paramilitärische Soldaten waren am Montag zum Schutz der Wahllokale im Einsatz, Helikopter waren in Bereitschaft und die Grenzen zu den Nachbarländern Bangladesch und Bhutan wurden abgeriegelt. Seit 1979 hat es mehrere separatistische Aufstände in Assam gegeben.
Verschiedene Rebellengruppen haben gedroht, die Wahl zu stören.

Die schiere Größe des Landes und der Wählerschaft stellt Indien vor eine weltweit einzigartige Herausforderung. 814 Millionen Wähler sind registriert, 935.000 Wahllokale sind eingerichtet. Einzelne Unionsstaaten sind so groß, dass die Wahlen dort an mehreren Tagen stattfinden, damit Sicherheitskräfte von einem Gebiet in das nächste verlegt werden können.

Auch in Assam und Tripura findet die Wahl an mehreren Tagen statt. Am Donnerstag wird in Nagaland, Mizoram, Manipur, Meghalaya und Arunachal Pradesh gewählt. Das Endergebnis soll am 16. Mai vorliegen.

(ap)
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