Abdullah, Ghani und Rassul Das sind die Favoriten der Präsidentenwahl in Afghanistan

Kabul · Zur Wahl des Nachfolgers des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai traten am Samstag insgesamt acht Kandidaten an. Jedoch wird nur dreien eine ernsthafte Chance zugerechnet, in die Stichwahl zu kommen. Vorläufige Ergebnisse werden erst am 24. April erwartet.

 Afghanische Frauen vor ihrer Stimmabgabe.

Afghanische Frauen vor ihrer Stimmabgabe.

Foto: dpa, os uw

Der gelernte Augenarzt ABDULLAH ABDULLAH diente bereits als Sprecher in der Regierung von Burhanuddin Rabbani Anfang der 1990er Jahre, bevor diese durch die Taliban aus Kabul vertrieben wurde. Nach deren Sturz infolge der US-Intervention im Herbst 2001 wurde Abdullah von Präsident Karsai mit der Leitung des Außenministeriums betraut. Auf diesem Posten erwarb er sich mit seinem höflichen Auftreten und seinem geschliffenen Englisch international Ansehen, wurde 2006 jedoch aus der Regierung entlassen.

Der Sohn eines paschtunischen Vaters und einer tadschikischen Mutter, der vor allem im Norden und Nordosten Rückhalt hat, trat bei der Präsidentenwahl 2009 gegen Karsai an und landete auf dem zweiten Platz. Abdullah warf den Anhängern Karsais Manipulationen vor und zog sich nach heftigem Streit aus der Stichwahl zurück. Der 53-Jährige, dessen Symbol bei der Wahl Stift und Papier sind, hat bereits angekündigt, diesmal im Fall von Fälschungsversuchen nicht klein beizugeben.

Der renommierte Intellektuelle ASCHRAF GHANI landete bei der Wahl 2009 noch abgeschlagen auf dem vierten Platz, doch hat er seitdem deutlich an Statur gewonnen. Im Wahlkampf versprach der 64-Jährige, der mit dem Koran als Wahlsymbol antritt, den Ausbau der lokalen Infrastruktur. Kritik rief Ghani hervor, indem er den Usbeken Raschid Dostum zu seinem Stellvertreter erkor. Der Kriegsherr wird für viele Verbrechen verantwortlich gemacht, doch dürfte er dem Paschtunen Ghani Stimmen bei der usbekischen Minderheit im Norden bringen.

Internationales Ansehen als Akademiker erwarb sich Ghani in den 1980er Jahren, als er an mehreren Universitäten in den USA Politikwissenschaft und Anthropologie lehrte. Im Jahr 1991 wechselte er zur Weltbank. Nach dem Sturz der Taliban 2001 kehrte er nach Kabul zurück und diente dem UN-Gesandten Lakhdar Brahimi als Sonderberater. In der Übergangsregierung Karsais war er von 2002 bis 2004 Finanzminister, später leitete der für seine scharfe Zunge bekannte Politiker die Nationale Sicherheitskommission.

Der gelernte Arzt SALMAI RASSUL gilt als Favorit des scheidenden Präsidenten Karsai, seitdem sich dessen Bruder Kajum hinter ihn gestellt hat. Offiziell gibt sich Karsai zwar neutral, doch Diplomaten in Kabul sehen Anzeichen, dass der Präsidentenpalast die Kandidatur des früheren Außenministers unterstützt. Der 70-Jährige, der eher leise auftritt und für sich als Symbol auf den Wahlzetteln ein Radio gewählt hat, dürfte im Fall seiner Wahl die Politik Karsais fortführen. Als einziger führender Kandidat wählte er eine Frau zur Stellvertreterin.

Der aus Kabul stammende Paschtune erhielt eine medizinische Ausbildung in Paris, später diente er als Leibarzt und Büroleiter des früheren Königs Sahir Schah. Nach dem Sturz der Taliban wurde er 2002 Minister für Luftfahrt und später Nationaler Sicherheitsberater Karsais. Rassul ist unverheiratet. Obwohl er paschtunischer Herkunft ist, wurde ihm vorgeworfen, dass er nur schlecht Paschtu spreche. Dafür beherrscht er aber neben der zweiten afghanischen Landessprache Dari auch Englisch, Französisch, Arabisch und Italienisch.

(AFP)
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