Atomstreit mit den USA Chatami: Iran auf "Akt der Aggression" vorbereitet

Teheran/Berlin (rpo). Der iranische Präsident Mohammed Chatami hat einen Angriff der USA auf sein Land als unwahrscheinlich bezeichnet. Dennoch sei Teheran auf einen "Akt der Aggression" vorbereitet und habe Pläne, falls es zu einem Angriff der USA kommen sollte, sagte er im staatlichen Rundfunk.

Iran wolle keine Spannungen mit Washington, erklärte Chatami. "Wir glauben, dass Amerika nicht in der Lage ist, die verrückte Maßnahme eines Angriffs auf Iran zu ergreifen." Der iranische Staatschef verwies dabei auf das starke Engagement der USA im Irak.

US-Präsident George W. Bush hatte Anfang der Woche öffentlich einen Militärschlag gegen den Iran im Streit um dessen Atomprogramm nicht ausgeschlossen. In einem Fernsehinterview sagte er: "Ich hoffe, wir können das auf diplomatischem Weg regeln, aber ich schließe keine Option aus." Zudem gibt es Berichte, wonach die USA bereits Spionagetrupps nach Iran eingeschleust haben. Dies hatte vor allem in Europa Besorgnis ausgelöst.

Auch der iranische Botschafter in London forderte die USA auf, aus den im Irak begangenen Fehlern zu lernen und auf Militäraktionen gegen den Iran zu verzichten. Washington solle keine weitere Beschädigung seines internationalen Ansehens und keine Verstärkung der Spannungen in der islamischen Welt riskieren, sagte Botschafter Mohammed Hossein Adeli in der BBC. Er wies US-Darstellungen zurück, dass der Iran Atomwaffen bauen wolle. Das Nuklearprogramm diene ausschließlich friedlichen Zwecken.

Schäuble hält "notwendigen Druck" für richtig

Auch der Beauftragte der Bundesregierung für die deutsch-amerikanischen Beziehungen, Karsten Voigt, rechnet nicht mit einem Angriff der USA auf Iran. "Dass die Amerikaner die Anwendung militärischer Gewalt nicht ausschließen, ist im Prinzip nicht neu, deutet aber nicht auf konkrete Angriffsplanung hin", sagte er laut ZDF-Morgenmagazin. "Da bin ich entspannt."

Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble erklärte, die Haltung der USA sei nicht zu kritisieren. Man müsse im Atomstreit mit dem Iran die richtige Mischung aus Verhandlungsbereitschaft und dem "notwendigen Druck" finden, sagte er im NDR. Wenn die USA einen Militärschlag unter allen Umständen ausgeschlossen hätten, "dann fürchte ich, dass das die Bereitschaft zur Kooperation in Teheran nicht verbessert hätte".

Der stellvertretende FDP-Fraktionschef Werner Hoyer forderte eine bessere Abstimmung der Iran-Politik zwischen der EU und den USA. "Nur so kann der Bedrohung des Friedens und unserer Sicherheit effektiv begegnet werden", erklärte er in Berlin.

(ap)
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