Prozess in Osnabrück Folter-Fotos setzen Blair unter Druck

London (rpo). Mit Entsetzen hat der britische Premierminister Tony Blair auf Fotos von der Misshandlung irakischer Gefangener durch britische Soldaten reagiert. Wegen der britischen Beteiligung am Irakkrieg war Blair bereits vor der Veröffentlichung dieser Bilder in die Kritik geraten. Obwohl die Regierung sich nach der Veröffentlichung der us-amerikanischen Folterfotos von Abu Ghraib im vergangenen Frühjahr noch vom aggressiven Stil der US-Einheiten hatte distanzieren können.

Untersuchungsmaterial: Briten foltern im Irak
12 Bilder

Untersuchungsmaterial: Briten foltern im Irak

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Foto: AP

Die aktuellen Bilder von und mit britischen Soldaten seien "schockierend und abstoßend", sagte er am Mittwoch vor dem Parlament in London. Er betonte zugleich, die große Mehrheit der britischen Soldaten im Irak habe dem Land "große Ehre erwiesen".

Blair versicherte, die Schuldigen würden zur Rechenschaft gezogen. "Der Unterschied zwischen Tyrannei und Demokratie ist nicht, dass in der Demokratie keine schlimmen Dinge passieren, sondern dass in einer Demokratie die Schuldigen gefasst und zur Verantwortung gezogen werden", sagte der Regierungschef.

Die große Mehrheit der 65.000 britischen Soldaten, die im Irak gedient hätten, hätten dies mit Auszeichnung, Mut und in ehrbarer Weise getan, betonte Blair. Es dürfe daher nicht zugelassen werden, dass die Fotos "den guten Namen" der britischen Armee beschmutzten.

Prozess in Osnabrück läuft

In Osnabrück müssen sich seit Dienstag drei britische Soldaten wegen Misshandlung irakischer Gefangener vor einem britischen Militärgericht verantworten. Sie sollen im Mai 2003 in einem Lebensmitteldepot nahe der südirakischen Stadt Basra Iraker gequält und gedemütigt haben. Als Beweise dienen dem Gericht 22 Fotos, welche die Misshandlungen zeigen.

Ein Rechtsexperte der britischen Armee, Oberstleutnant Nicholas Mercer, sagte, die drei Angeklagten müssten für den Umgang mit Gefangenen ausgebildet worden sein. Sie hätten wissen müssen, dass ihre Handlungen illegal gewesen seien. "Irgendwann müssen sie mit solchen Problemen vertraut gemacht worden sein, und das seit Beginn ihrer Karriere", sagte Mercer. Der Anwalt eines der Angeklagten sagte dagegen, die Soldaten hätten geglaubt, in Übereinstimmung mit Befehlen zu handeln, da sie Plünderer stoppen sollten.

Die Bilder waren bekannt geworden, weil sie einer Angestellten eines britischen Fotogeschäfts bei der Entwicklung auffielen und diese die Polizei alarmierte.

Der 30-jährige Obergefreite Darren Larkin bekannte sich bereits der Körperverletzung schuldig, wies die Anklage des unsittlichen Verhaltens aber zurück. Der 33-jährige Gefreite Daniel Kenyon und der 25 Jahre alte Mark Cooley plädierten in allen Punkten auf nicht schuldig. Die Anklage gegen die drei beinhaltet insgesamt neun Punkte, darunter Körperverletzung und Beeinträchtigung der militärischen Ordnung.

(afp)
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