Auszeichnung in Oslo erhalten Äthiopiens Ministerpräsident Abiy nimmt Friedensnobelpreis entgegen

Oslo · Der bescheidene Reformer vom Horn von Afrika kann sich von nun an offiziell Friedensnobelpreisträger nennen. Nicht nur für den Friedensschluss mit Eritrea wird der Äthiopier geehrt.

  Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien, erhält bei der Verleihung des Friedensnobelpreises im Rathaus eine Medaille und eine Urkunde.

Abiy Ahmed, Ministerpräsident von Äthiopien, erhält bei der Verleihung des Friedensnobelpreises im Rathaus eine Medaille und eine Urkunde.

Foto: dpa/Håkon Mosvold Larsen

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hat den diesjährigen Friedensnobelpreis erhalten. Der 43 Jahre alte Regierungschef des ostafrikanischen Landes bekam die Auszeichnung - die renommierte Nobelmedaille und ein Diplom - am Dienstag auf einer feierlichen Nobelzeremonie in Oslo überreicht. Abiy bedankte sich beim norwegischen Nobelkomitee und wies darauf hin, wie schwierig es sei, langfristigen Frieden zu sichern. „Ich glaube, dass Frieden eine Herzensangelegenheit ist. Frieden ist eine Arbeit der Liebe. Frieden zu erhalten, das ist harte Arbeit.“

Er nahm den Preis nicht nur im Namen seiner Landsleute entgegen, sondern auch für die Menschen im benachbarten Eritrea, sagte Abiy. Er dankte dem eritreischen Präsidenten Isaias Afwerki, dessen guter Wille, Vertrauen und Einsatz wesentlich für die Beendigung des 20 Jahre währenden Konflikts zwischen den beiden Ländern gewesen seien. „Wir haben verstanden, dass unsere Nationen keine Feinde sind. Stattdessen waren wir Opfer des gemeinsamen Feindes namens Armut“, sagte Abiy.

Äthiopien und Eritrea hatten im vergangenen Jahr unter Abiys Ägide nach rund 20 Jahren Feindschaft alle Rivalitäten begraben. „Sie haben die Initiative ergriffen und waren der Hauptarchitekt hinter den Friedensverhandlungen, die erfolgreich mit Eritrea geführt wurden“, sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen. Ohne Afwerkis positive Reaktion sei all dies jedoch nicht möglich gewesen, sagte auch sie.

Der Frieden mit Eritrea sei allerdings nur eine von drei großen Errungenschaften, für die Abiy mit dem Friedensnobelpreis geehrt werde, sagte Reiss-Andersen. Abiy habe sich auch intensiv darum bemüht, die Demokratie in Äthiopien durch die Stärkung der zivilen Freiheiten und die Entwicklung der Institutionen aufzubauen. Zudem habe er Beiträge zu Friedens- und Versöhnungsprozessen in Ostafrika geleistet, etwa im Sudan oder im Verhältnis zwischen Dschibuti und Eritrea.

Abiy zeichne dabei eine außerordentliche Bescheidenheit aus, fügte Reiss-Andersen hinzu. „Sie sprechen selten öffentlich über Ihre Errungenschaften und Ihren Erfolg.“ Gleichzeitig gebe es weiter viel zu tun, sowohl bei der Umsetzung des Friedens mit Eritrea als auch intern in Äthiopien.

Später vergas Reiss-Andersen beinahe, Medaille und Urkunde an Abiy zu überreichen. „Herr Ministerpräsident, ich habe mich in den Worten verloren. Ich bin hier, um Ihnen eine Auszeichnung zu überreichen.“

Der junge Ministerpräsident gilt am Horn von Afrika als Reformer. Er ist seit April 2018 äthiopischer Regierungschef, nach Amtsantritt krempelte er sein Land nach Jahren der repressiven Regierungsführung mit Initiativen und Reformen kräftig um. Sein bislang größter Erfolg ist und bleibt aber der Friedensschluss mit Eritrea.

Die diesjährigen Nobelpreisträger waren im Oktober bekanntgegeben worden. Abiy war der einzige davon, der wie beim Friedensnobelpreis üblich in Oslo ausgezeichnet wurde. Die weiteren Preise in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Wirtschaft sollten am Dienstagnachmittag in Stockholm überreicht werden.

(mja/dpa)
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