Armenische Christen in der Türkei bedroht

Istanbul (sei) Fünf Jahre nach der Ermordung des armenischstämmigen Journalisten Hrant Dink durch Rechtsextremisten wächst bei der armenischen Minderheit in der Türkei wieder die Angst. Bei einer Demonstration in Istanbul vor wenigen Tagen trugen türkische Nationalisten Plakate mit der Aufschrift "Ihr seid alle Armenier – ihr seid alle Hundesöhne". Die Parole war eine Anspielung auf den Solidaritäts-Slogan "Wir sind alle Armenier" aus der Zeit nach dem Mord an Dink.

Bei der Istanbuler Veranstaltung sprach auch der türkische Innenminister Idris Nahim Sahin und vertrat die These von der "sauberen" türkischen Geschichte. Es gebe nichts, für das sich das Land schämen müsse, sagte der Rechtsausleger im Kabinett von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan. Sahins Rede wies den Vorwurf, die Türken hätten im Ersten Weltkrieg Völkermord an den Armeniern verübt, ebenso zurück wie die Schuld für das Massaker von Khojaly. Dabei waren im Karabach-Konflikt mit dem Nachbarn und türkischen Verbündeten Aserbaidschan im Jahr 1992 mehrere Hundert Menschen getötet worden.

Am Rande der Kundgebung machten Mitglieder der rechtsextremen Splittergruppe "Genc Atsizlar" mit gegen die Armenier gerichteten Hetz-Plakaten auf sich aufmerksam. Nach Angaben der Polizei wollte es die Gruppe nicht bei Hassparolen belassen. Beamte nahmen 41 Verdächtige fest, die einen Anschlag auf die armenische Wochenzeitung "Agos" – deren Chefredakteur der 2007 ermordete Dink war – geplant haben sollen. Auch das Generalkonsulat Frankreichs, wo ein Gesetz gegen die Leugnung eines türkischen Völkermords an den Armeniern nur knapp scheiterte, soll auf der Anschlagsliste der Extremisten gestanden haben.

(RP)
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