4,352 Millionen haben keinen JobArbeitslosenzahl ist gestiegen - Quote bei 10,4 Prozent
Nürnberg (rpo). Die Zahl der Arbeitslosen ist im Juli weiter gestiegen. 4,352 Millionen Menschen in Deutschland haben keinen Job. Die Quote liegt bei 10,4 Prozent.Die Arbeitslosigkeit ist im Juli der gefürchteten Fünf-Millionen-Marke wieder ein Stück näher gekommen und hat Hoffnungen auf eine Trendwende am Arbeitsmarkt vorerst zerschlagen. Wie die Bundesanstalt für Arbeit am Mittwoch in Nürnberg mitteilte, meldeten sich im vergangenen Monat 4,352 Millionen Menschen arbeitslos, 94.500 mehr als im Monat zuvor. Die Arbeitslosenquote kletterte von 10,2 auf 10,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl um 305.000 Arbeitslose auf den höchsten Stand seit 1997. Ebenso wie Wirtschaftsminister Wolfgang Clement in Berlin machte der Vorstandsvorsitzende der Bundesanstalt, Florian Gerster, vor allem einen durch die Schulferien bedingten drastischen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit für die verschlechterte Lage am Arbeitsmarkt verantwortlich. Laut Clement lag der Anstieg saisonbereinigt nur bei 7.000. Gerster zufolge lässt die trotz positiver Stimmungsanzeichen weiterhin schwache Konjunktur zudem erwarten, dass "das nächste halbe Jahr den großen Durchbruch nicht bringen wird". Eine dauerhafte Erholung auf dem Arbeitsmarkt sei erst 2004 zu erwarten. Obwohl sich die Reformmaßnahmen der Bundesanstalt laut Gerster weiter günstig auf die saisonbereinigte Statistik auswirken, hätten sie nicht die negative konjunkturelle Entwicklung und den damit verbundenen Arbeitsplatzabbau kompensieren können. Clement sagte, erst mit der Umsetzung der geplanten Neuregelungen wie dem Umbau der Bundesanstalt für Arbeit und der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe seien wesentliche Voraussetzungen für die Verbesserung des Arbeitsmarktes erfüllt. Gerster verwies darauf, dass die Zahl der Erwerbstätigen inzwischen insgesamt deutlich langsamer zurückgehe. Das lasse "Hoffnung schöpfen, dass irgendwann in absehbarer Zeit die Talsohle der negativen Entwicklung erreicht werden kann". Clement sah die konjunkturelle Talsole bereits überwunden. Er und Gerster erwarten nicht, dass die Fünf-Millionen-Marke bei den Arbeitslosen überschritten werde - außer, wenn es einen "sibirischen Winter" geben sollte. Es gebe zudem gute Aussichten, "dass es für 2004 ein Wirtschaftswachstum gibt, das eindeutig die Beschäftigungsschwelle überschreitet", sagte Gerster. Die Bundesanstalt rechne "vorsichtig geschätzt" mit 1,3 bis 1,8 Prozent Wachstum, betonte er. Der BA-Chef wies zugleich Kritik von Zeitarbeitsfirmen an den Personal-Service-Agenturen zurück, mit denen die Bundesanstalt Arbeitslose ebenfalls in Zeitarbeit vermitteln will. "Ich warne davor, dieses Instrument bereits jetzt schlecht zu reden", sagte Gerster. Allerdings äußerte sich auch Clement kritisch. Er sagte, die Agenturen seien mit 6.500 statt geplanten 50.000 Vermittlungen "noch nicht ausreichend gut." Stoiber: "Dokument des Versagens"Als "Dokument des Versagens von rot-grüner Arbeitsmarktpolitik" bezeichnete der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber die Juli-Statistik. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer bezeichnete es als Realitätsverlust, wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder jetzt "den Bürgern einzureden versucht, der Aufschwung stehe vor der Tür". Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung, Peter Rauen, erklärte: "Rot-Grün packt es einfach nicht." Der DGB forderte mehr öffentliche Investitionen. Vizechefin Ursula Engelen-Kefer erklärte, die Hiobsbotschaften aus Nürnberg verwiesen auf einen "massiven Einbruch der Binnennachfrage".