Selbstmordattentat auf HauptstraßeJerusalem: Viele Tote bei Explosion in Bus
Jerusalem (rpo). Neue Gewalt in Israel: In Jerusalem hat sich am Dienstagabend ein Selbstmordattentäter in einem vollbesetzten Bus in die Luft gesprent. Nach Angaben von Polizei und Sanitätern forderte der Anschlag viele Todesopfer und Verletzte.Bei einem Selbstmordanschlag auf einen vollbesetzten Bus mit strenggläubigen Juden in Jerusalem sind am Dienstagabend nach Rundfunkberichten mindestens 20 Menschen getötet worden, darunter mehrere Kinder. Nach Angaben von Rettungskräften wurden mehr als 100 Personen verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Die Bluttat ist ein weiterer Rückschlag in den Bemühungen zur Umsetzung des jüngsten internationalen Friedensplans. Die Explosion ereignete sich kurz nach 21.00 Uhr Ortszeit (20.00 MESZ) auf einer Hauptstraße in Jerusalem. Blutverschmierte Menschen wurden von Sanitätern abtransportiert, mehrere Leichen lagen auf dem Bürgersteig. Rettungskräfte setzten Schneidbrenner ein, um Verletzte aus dem Wrack des Busses zu befreien. Das Fahrzeug wurde bei der Explosion völlig zerstört. Der Bus war nach einem Radiobericht an der Klagemauer in der Jerusalemer Altstadt gestartet und sollte in ein vorwiegend von ultraorthodoxen Juden bewohntes Stadtviertel fahren. Die Untergrundorganisation Islamischer Dschihad hatte gedroht, die Tötung eines ranghohen Führungsmitglieds durch israelische Truppen in der vergangenen Woche zu rächen. Unterdessen wurde bekannt, dass Israel zum Ausbau seiner Sperranlagen bei Jerusalem zahlreiche palästinensische Landbesitzer enteignen will. Wie der palästinensische Kartograf Kalil Tufakdschi am Dienstag sagte, erhielten Ende voriger Woche Dutzende Familien in den Ortschaften Abu Dis, Issarijeh, Tsur Baher und El Sawahreh el Scharkia entsprechende Enteignungsverfügungen der israelischen Behörden. Das israelische Verteidigungsministerium bestätigte dies. Die Sperranlagen bestehen aus massiven Betonmauern, aus elektrischen Zäunen und Stacheldrahtzäunen sowie aus Schutzgräben. Damit will Israel verhindern, dass Attentäter auf israelisches Gebiet gelangen. Die palästinensische Autonomiebehörde kritisiert den Bau der Sperranlagen scharf. Aber auch die USA sehen darin "ein Problem", wie es Außenminister Colin Powell wiederholt formulierte. Vor der geplanten Wiederaufnahme von Verhandlungen über einen Rückzug der Armee aus Jericho und Kakilja hat Israel eine Liste neuer Forderungen an die Palästinenser erarbeitet. Der Armeerückzug aus den beiden Städten im Westjordanland hätte eigentlich schon am (heutigen) Dienstag erfolgen sollen. Israel bestand jedoch darauf, einige Kontrollposten an den Ausfallstraßen aufrecht zu erhalten. Daraufhin wurden die Verhandlungen am Sonntagabend vertagt.