"Nicht noch einmal hinter die Fichte führen lassen"Westerwelle nennt Ankündigung Schröders und Fischers peinlich
Berlin (rpo). Die Ankündigung von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer, bei der Bundestagswahl 2006 erneut zu kandidieren, stößt auf ein geteiltes Echo - bei der Opposition naturgemäß auf Hohn und Spott. FDP-Chef Westerwelle nannte das Ganze "peinlich".Als peinlich hat FDP-Chef Guido Westerwelle hat die Ankündigung von Bundeskanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer bewertet, bei der Bundestagswahl 2006 erneut zu kandidieren. In Zeiten von Massenarbeitslosigkeit, kaputten Staatsfinanzen und Rezession würden die beiden nur an ihre eigene Karriere denken, sagte der FDP-Politiker am Freitag in Berlin. Er bekräftigte seine Forderung nach vorgezogenen Neuwahlen. Westerwelle äußerte die "große Zuversicht", dass 2006 die rot-grüne Koalition abgelöst werde. Womöglich meine der Bundeskanzler, seine Ankündigung sei eine Verheißung. Tatsächlich empfinde Deutschland dies als Bedrohung. Westerwelle sagte, er sei zuversichtlich, dass sich Deutschland von Rot-Grün "nicht noch einmal hinter die Fichte" führen lasse. Schröder und Fischer könnte sich wünschen, was sie wollten. Das Schöne an einer Demokratie sei, dass die Entscheidung beim Wähler liege. Eine Randbemerkung sei es auch wert, dass sich Fischer bisher zu der Ankündigung nicht selbst geäußert habe. Da habe sich der Kanzler zum Sprecher des Außenministers gemacht. Bütikofer begrüßt Fischers erneute KandidaturDer Grünen-Vorsitzende Reinhard Bütikofer hat die Ankündigung von Bundesaußenminister Joschka Fischer begrüßt, bei der nächsten Bundestagswahl 2006 erneut zu kandidieren. Fischer sei ein guter Außenminister und habe als beliebtester deutscher Politiker gute Chancen auf eine Wiederwahl, sagte Bütikofer zu Beginn einer Klausurtagung des Bundesvorstandes seiner Partei am Freitag im brandenburgischen Lindow. Gleichwohl wäre Fischer auch für einen Posten als europäischer Außenminister gut geeignet, fügte der Grünen-Vorsitzende hinzu. Auch Parteichefin Angelika Beer hatte die Entscheidung des prominentesten Grünen-Politikers bereits begrüßt. Sie freue sich, über Fischers Entscheidung und die Aussicht, "mit ihm unsere erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu können", sagte sie dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitagausgabe). Die Parteispitze der Grünen will sich auf ihrer Klausurtagung unter anderem mit der Ankündigung Fischers und von Bundeskanzler Gerhard Schröder zur erneuten Kandidatur beschäftigen. Außerdem stehe das Thema Bildung und Innovation auf der Tagesordnung, erklärte eine Sprecherin. Regierungskreise hatten am Donnerstag bestätigt, dass der Kanzler und sein Außenminister zur Bundestagswahl 2006 wieder antreten wollten.Union und FDP: Ablenkungsmanöver Die Opposition hat die Entscheidung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Joschka Fischer (Grüne) für eine weitere Kandidatur bei der Bundestagswahl 2006 scharf kritisiert. CSU-Chef Edmund Stoiber sprach von einem Ablenkungsmanöver. "Solch eine Diskussion ist völlig daneben", sagte der bayerische Ministerpräsident der "Passauer Neuen Presse" (Freitag). "Es geht doch jetzt nicht um die Wahl 2006, sondern um die riesigen Probleme von heute. Den meisten Leuten reicht doch schon, dass sie diese Regierung noch drei Jahre lang ertragen müssen." Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) begrüßte die Entscheidung ihres Parteifreundes Fischer. "Es ist gut, dass Joschka diese Klarheit nach außen geschaffen hat", sagte sie der "Berliner Zeitung" (Freitag). Wichtig sei jetzt die gemeinsame Konzentration auf die notwendigen Reformen. Die Entscheidung sei "ein klares Zeichen für 2006". Schröder hatte die Entscheidung für eine neue Kandidatur am Donnerstagabend indirekt bestätigt: Er freue sich über die Entscheidung Fischers, in seinem Kabinett bleiben zu wollen und nicht als EU-Außenminister nach Brüssel zu wechseln. Damit sei klar, dass die schwierigen Reformen im Land, die gemeinsam angepackt worden seien, auch gemeinsam durchgesetzt würden, ließ der Kanzler erklären. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) aus Regierungs- und Parteikreisen erfuhr, hatten sich beide zuvor darauf verständigt, gemeinsam eine dritte rot-grüne Legislaturperiode anzustreben. Sie beendeten damit tagelange Spekulationen über ihre politische Zukunft.