20.000 Menschen auf Evakuierung vorbereitet Prignitz-Deiche offenbar hoch genug

Wittenberge (rpo). In der Prignitz werden die Deichkronen offenbar nicht von der Elbflut überspült. Entwarnung kann aber noch nicht gegeben werden, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck am Dienstag.

Die Elbflutwelle wird die Deichkronen in der nordwestbrandenburgischen Prignitz offenbar nicht überschreiten. Obwohl die Dämme in den vergangenen Tagen durchgängig auf 8,45 Meter ausgebaut wurden, könne aber keine Entwarnung gegeben werden, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck am Dienstag in Wittenberge. Es bestehe die Gefahr, dass Deiche unter dem anhaltenden Druck der Wassermassen zusammenbrechen. Die Evakuierung von 20.000 Menschen sei vorbereitet und könne jederzeit beginnen, erklärte Platzeck.

In Wittenberge stand der Pegel am Nachmittag bei 7,20 Meter. Die noch nie da gewesene Scheitelhöhe mit bis zu 7,50 Meter wird nach Angaben des Regierungschefs zwischen Mittwochabend und Donnerstagmorgen erwartet. Platzeck sagte, die Sicherung der Stadt sei abgeschlossen. Mittlerweile würden dort Sandsäcke für umliegende Ortschaften gefüllt. 28 Bewohner des kleinen Dorfes Breetz mussten bereits evakuiert werden.

Währenddessen können die 5.000 Einwohner des südbrandenburgischen Ortes Mühlberg aufatmen. Sie konnten am Mittag in ihre Häuser zurückkehren. "Der Deich hat gehalten, das Wunder von Mühlberg ist eingetreten", sagte der Chef des Brandenburger Krisenstabs Hans-Jürgen Hohn. Die Stadt war am Wochenende zwischenzeitlich von den Helfern aufgegeben worden, weil das Wasser nur noch wenige Zentimeter unter der Deichkrone gestanden hatte.

In der Prignitz waren in den vergangenen Tagen mehr als zwei Millionen Sandsäcke verbaut worden, um die Deiche entlang der Elbe zu erhöhen. Mittlerweile würden weitere 750.000 Säcke als Reserve gefüllt, teilte Platzeck mit. Der absolute Brennpunkt der Deichsicherungsarbeiten liegt zurzeit an der Elbschleife bei Böser Ort. Dort ist nach Angaben des Krisenstabes ein Deich wegen der starken Strömung auf 300 Metern so durchweicht, dass Wasser durchsickere. Mehr als 100 Helfer seien im Einsatz, um den Deich zu sichern.

Am Abend sollten bei Quitzöbel zwischen Havelberg und Wittenberge vier Elbwehre geöffnet und damit Polder im Hinterland geflutet werden. Auf diese Weise könne der Flusspegel um 15 bis 17 Zentimeter gesenkt und damit der Druck auf die Deiche gesenkt werden, erläuterte Platzeck. Laut Innenminister Schönbohm könnten deshalb einige Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten werden. Die Orte selbst würden aber nicht geflutet. Nach Angaben des Krisenstabes ist aber auch der Pegelstand der Havel betroffen, deren Rückstau den Ort Rathenow gefährden könnte.

Nachdem in der Prignitz inzwischen mehrfach Sandsäcke gestohlen wurden, appellierte Hohn an alle Bürger, sich zum Schutz ihres Privateigentums nicht der öffentlichen Sandsäcke zu bedienen. "Wenn als Folge jemand zu Tode kommt, so kann der Diebstahl eines Sandsacks den Tatbestand eines Verbrechens erfüllen und entsprechend geahndet werden." Außerdem geht die Polizei gegen den Katastrophentourismus vor, wie das Innenministerium in Potsdam mitteilte.

Die Elbe passiert Brandenburg auf ihrem Weg von Dresden nach Hamburg zunächst im äußersten Südosten. In diesem Landeszipfel liegt Mühlberg, dass deshalb bereits seit der vergangenen Woche von der Flut betroffen war. Danach strömt der Fluss zunächst in einem Bogen durch Sachsen-Anhalt und streift dann im äußersten Nordwesten mit der Prignitz erneut Brandenburg.

(RPO Archiv)
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