Nachlese zum „Tatort“ aus Dortmund Abschied von Fabers Erzfeind

Dortmund · Das Trauma missbrauchter Kinder war das Thema des Dortmunder „Tatorts“ – und, mal wieder, Kommissar Fabers Erzfeind Markus Graf. Dessen Geschichte endete aber nach fast sechs Jahren: eine gute Entscheidung in einem guten Krimi.

 In „Monster“ geht der Erzählstrang um Faber (Jörg Hartmann r.) und seinen Erzfeind Markus Graf (Florian Bartholomäi) zu Ende.

In „Monster“ geht der Erzählstrang um Faber (Jörg Hartmann r.) und seinen Erzfeind Markus Graf (Florian Bartholomäi) zu Ende.

Foto: WDR/Thomas Kost

Worum ging’s? Eine junge Frau ersticht einen älteren, alleinstehenden Mann in dessen Partykeller – und will anschließend nur mit Kommissar Faber (Jörg Hartmann) sprechen. Dabei stellt sich heraus: Evelyn (Luisa-Céline Gaffron) wurde als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht und unter seinen Freunden herumgereicht – darunter auch das spätere Mordopfer. Dahinter steckt ein gut organisierter Pädokriminellen-Ring. Fabers Erzfeind Markus Graf (Florian Bartholomäi) hat Evelyn ausfindig gemacht und nutzt sie für seine Zwecke: Über sie kommt er mit Faber in Kontakt und will diesen zum Suizid zwingen.

Faber sollte damit die Tochter seines Kollegen Pawlak (Rick Okon) retten, die von Graf entführt wurde. Am Ende wird Mia gerettet und Faber stellt Graf gemeinsam mit Kollegin Bönisch (Anna Schudt). Als Bönisch diesen erschießt, endet der Erzählstrang der beiden Todfeinde nach fast sechs Jahren. Zur rechten Zeit, zuletzt wirkte diese Privatfehde und Fabers Rolle darin doch etwas überstrapaziert. So bleibt künftig außerdem hoffentlich wieder mehr Raum für die spannende Dynamik im Dortmunder Team.

Wie realistisch war das? Nicht nur angesichts der Kostenpflichtiger Inhalt erschütternden Missbrauchsfälle von Lügde und Bergisch Gladbach war die Geschichte rund um das Netzwerk durchaus realitätsnah – genau wie die Figur der durch den jahrelangen Missbrauch schwer traumatisierten und letztlich zum Doppelmord getriebenen Evelyn. Zwar teilweise etwas überspitzt dargestellt, aber in ihrem Schmerz und und in ihrer Wut glaubwürdig. Und auch die zwischenzeitliche Resignation der Ermittler beim Versuch, den Urheber des Videos der kleinen Mia ausfindig zu machen, war stimmig. Zutritt zu solchen Foren hat oft nur, wer selbst kinderpornografisches Material hochlädt. Erst vor zwei Wochen hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das dies Ermittlern künftig erlaubt und ihnen so die Arbeit erleichtert – allerdings nur mit computergeneriertem Material.

Wie geht’s weiter? Graf ist tot, das große Experiment des Dortmunder „Tatorts“, einen Erzählstrang über mehrere Folgen und Jahre hinweg weiterzuführen, damit beendet. Dass Faber nun die Geister seiner Vergangenheit ruhen lässt, kann man sich aber trotzdem nicht wirklich vorstellen. Zumal weiter nicht geklärt ist, ob Graf mit dem Tod von Fabers Frau und Tochter etwas zu tun hatte. Die nächste Folge des Teams soll noch in diesem Jahr laufen – und ist die letzte von Kommissarin Dalay (Aylin Tezel). Der verantwortliche Redakteur beim WDR, Frank Tönsmann, hat bereits angekündigt: „Wenn man den Tatort Dortmund kennt, wird es nicht verwundern, dass wir uns für ihren Ausstieg etwas Besonderes ausdenken werden.“ Es bleibt also spannend im Dortmunder „Tatort“-Revier.

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