Bertelsmann-Studie Qualität deutscher Kitas steigt - regionale Unterschiede bleiben

Gütersloh · Die Qualität einer Kindertagesstätte hängt stark davon ab, wie viele Kinder eine Erzieherin betreut. Bundesweit betrachtet gibt es leichte Fortschritte, doch das trifft längst nicht auf jeden Wohnort zu. Innerhalb von NRW gibt es große Differenzen.

 Eine Erzieherin liest zwei Mädchen in einer Kindertagesstätte aus einem Buch vor (Symbolbild).

Eine Erzieherin liest zwei Mädchen in einer Kindertagesstätte aus einem Buch vor (Symbolbild).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Personalsituation in den Kindertagesstätten hat sich einer Studie zufolge bundesweit leicht verbessert. Es gebe aber enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern und eine weiterhin tiefe Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland. Von optimalen Bedingungen beim Personalschlüssel sei man weit entfernt, hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten „Ländermonitor frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann-Stiftung.

Eine pädagogische Fachkraft betreute zum Stichtag am 1. März 2017 rechnerisch 9,1 Kindergartenkinder - fünf Jahre zuvor waren es 9,8 ganztagsbetreute Jungen und Mädchen ab drei Jahren. In den Krippen war eine Erzieherin für 4,3 Kinder unter drei Jahren zuständig - im März 2012 lag der Schlüssel noch bei ein zu 4,8 Unterdreijährigen.

Das geplante „Gute-Kita-Gesetz“ der Bundesregierung drohe das regionale Qualitätsgefälle und den nach wie vor bestehenden „Flickenteppich“ noch zu verschärfen, sagte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Weiterer Kritikpunkt: Seit 2015 stagniere in elf Ländern die personelle Aufstockung in den Krippen - so auch in NRW, Hessen, Berlin, Schleswig-Holstein, Sachsen oder Thüringen.

Vor allem für Kleinkinder unter drei Jahren in Ostdeutschland sieht die Untersuchung eine Benachteiligung. Hier müsse eine Erzieherin etwa doppelt so viele Kinder betreuen wie eine Fachkraft in vielen westlichen Bundesländern, erklärte eine Expertin der Stiftung. In Ostdeutschland würden gut 631.000, in Westdeutschland knapp 2,8 Millionen Jungen und Mädchen in Kitas und - zu einem geringen Anteil von unter fünf Prozent - in der Kindertagespflege betreut.

Bundesweit am besten ist die Personalsituation für die Kinder in Baden-Württemberg mit einem Betreuungsschlüssel von ein zu 3,1 Krippenkindern und ein zu 7,1 Kindern von drei bis sechs Jahren. Den zweiten Platz belegt Bremen. Niedersachsen verfügt bei den älteren Kindergartenkindern über vergleichsweise viele Erzieherinnen und teilt sich Platz drei mit Rheinland-Pfalz, wo 3,5 Krippenkinder von einer Fachkraft betreut werden. Innerhalb von NRW bestehen besonders große Unterschiede je nach Wohnort. Zu den Schlusslichtern gehören Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Sachsen. Die Stiftung forderte deutlich mehr Mittel vom Bund vor allem für Ostdeutschland.

Die Vize-Chefin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, verteidigte das geplante „Gute-Kita-Gesetz“. Es werde die Qualität der Kindertagesbetreuung stärken und Zugangshürden durch Gebühren abbauen, sagte Mast. „Es wird die Situation in Deutschland deutlich verbessern.“

(mba/dpa)
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