Düsseldorf im bundesweiten Vergleich stark betroffen Fast jedes fünfte Kind ist von Armut bedroht

Düsseldorf · In Deutschland ist fast jedes fünfte Kind (18,9 Prozent) von Armut bedroht. Dabei ist die Armut von Kindern und Jugendlichen in Ostdeutschland mit 26,3 Prozent deutlich höher als im Westen, wo 17,4 Prozent der Kinder unter der Einkommensschwelle leben.

2011: Fünf Fakten zur Kinderarmut in Deutschland
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Foto: ddp

In Nordrhein-Westfalen liegen die Quoten über dem Durchschnitt der alten Bundesländer. Das ist das Ergebnis einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die am Mittwoch in Düsseldorf veröffentlicht wurde.

Am höchsten ist das Armutsrisiko von Kindern derzeit in Bremen mit 33,7 Prozent. Es folgt mit 0,2 Prozentpunkten Abstand Mecklenburg-Vorpommern. Die niedrigste Armutsquote ermittelten die Forscher mit 9,9 Prozent in der Oberpfalz. Auch andere Regionen Bayerns und Baden-Württembergs sind vergleichsweise wenig betroffen.

In Nordrhein-Westfalen stufen die Autoren Ausmaß und Entwicklung der Einkommensarmut als bedenklich ein. So ist die Quote im Regierungsbezirk Arnsberg seit 2005 um 2,9 Prozentpunkte auf 24,3 Prozent geklettert. Gestiegen ist die Kinderarmut auch in den Regierungsbezirken Düsseldorf (22,7 Prozent) und Köln (20,2 Prozent).
Den höchsten Anstieg hat der Regierungsbezirk Münster zu verzeichnen. Dort stieg die Quote seit 2005 um 4,4 Punkte auf 22,4 Prozent. Lediglich im Regierungsbezirk Detmold sank die Quote in diesem Zeitraum: von 19,9 auf 17,6 Prozent.

In Düsseldorf leben 186.000 einkommensarme Kinder

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Foto: dpa, Oliver Berg

In absoluten Zahlen leben die meisten einkommensarmen Kinder in den Regionen Düsseldorf (186.000), Köln (145.000), Arnsberg (143.000) und Berlin (136.000). Damit lebt ein knappes Viertel aller Kinder unter der Armutsgrenze in einer dieser Regionen.

Die Autoren werteten für ihre Studie den Mikrozensus aus dem Jahr 2012 sowie Befragungen für das Panel Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS) aus dem Jahr 2011 aus. Sie sehen auch belegt, dass Kinder in einkommensarmen Familien mit beträchtlichen Einschränkungen leben müssen.

So könnten in Ost und West 70 Prozent der Betroffenen keinen Urlaub maschen. Ein gutes Viertel im Westen und ein Drittel im Osten habe in der Wohnung nicht ausreichend Zimmer. Jedes elfte arme Kind im Westen und jedes siebte im Osten lebe in einer Wohnung mit feuchten Wänden. Es mangele auch an ausreichender Winterkleidung.
Knapp 10 Prozent in den alten Bundesländern und 12 Prozent in den neuen Bundesländern seien davon betroffen.

Als armutsgefährdet gilt nach wissenschaftlicher Definition, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Netto-Einkommens zur Verfügung hat. Für ein Elternpaar mit einem Kind unter 14 Jahren liegt die Armutsschwelle derzeit bei 1564 Euro im Monat.

(lnw)
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