Gala in Köln Kerkeling-Film und Luke Mockridge gewinnen Deutschen Comedypreis

Köln · Gibt es einen Generationswechsel auf dem deutschen Comedythron? Luke Mockridge hatte jedenfalls einen Lauf bei der Comedypreisverleihung am Mittwochabend. Daneben wurde die Veranstaltung von zwei alten Herren geadelt.

Auch Luke Mockridge räumte ab (Archivbild).

Auch Luke Mockridge räumte ab (Archivbild).

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

„Ich kann mit einem Eierlöffel Fledermäuse töten.“ Diesen Satz sprach der Weltstar John Cleese am Mittwochabend in Köln-Mülheim auf Deutsch. Alsdann bekannte sich die Monty-Python-Legende zu einer tiefen Liebe zur deutschen Kultur. Dies aus dem Munde jenes Mannes, der auf seiner englischen Heimatinsel für nichts so sehr bekannt ist wie für seine Stechschritt-Parodie eines Nazi-Deutschen aus der Fernsehserie „Fawlty Towers“.

Cleese wurde bei der alljährlichen Comedypreis-Verleihung von RTL für sein Lebenswerk geehrt. Der 79-Jährige adelte die Gala zum 20-jährigen Jubiläum. Angesagt wurde der „Ritter der Kokosnuss“ von einem anderen alten Herrn: Der herbstblonde Thomas Gottschalk äußerte die altväterliche Befürchtung, viele der Versammelten könnten mit Monty Python wohl gar nichts mehr anfangen, was vergleichbar wäre mit einem Germanistikstudenten, der Thomas Mann nicht kenne.

Der Comedypreis hat einen hohen Wiedererkennungswert, denn er läuft jedes Jahr ähnlich ab. Immerhin, eine Neuerung gab's dieses Mal: kein fester Moderator mehr, sondern wechselnde Laudatoren.

Erster Laudator war der elf Jahre alte Julius Weckauf, der in dem Kinofilm „Der Junge muss an die frische Luft“ den jungen Hape Kerkeling verkörpert - auch dafür gab's einen Preis. Der Schüler setzte eine kleine Spitze gegen Luke Mockridge: „Seit dem "Fernsehgarten" hält man lieber Kinder vom Showbiz fern - der Luke weiß da Bescheid.“ Mockridge hatte einen von vielen als peinlich empfundenen Auftritt im ZDF-„Fernsehgarten“ damit erklärt, dass er Witze von Grundschülern erzählt habe.

Als erste Preisträgerin sagte Weckauf Carolin Kebekus an - und damit war man quasi da, wo man im letzten Jahr aufgehört hatte: Kebekus räumte beim Comedypreis seit jeher nahezu alles ab, wofür sie nominiert war.

In der wohl wichtigsten Kategorie „Beste Komikerin/Bester Komiker“ - ermittelt durch Zuschauer-Voting - machte dann aber Luke Mockridge das Rennen. Das deutet darauf hin, dass der 30-Jährige der neun Jahre älteren Kebekus ihren Comedythron streitig macht. Mockridge gewann zusätzlich in der Kategorie „Erfolgreichster Live-Act“. „Danke, dass ich neben Thomas Gottschalk sitzen darf, das ist der eigentliche Preis“, sagte er.

In der Kategorie „Beste Innovation“ setzte sich Jan Böhmermann durch. „Völker der Welt, seht auf diese Preisverleihung“, sagte der Moderator der Satireshow „Neo Magazin Royale“ in einer Einspielung. „Wir vom ZDF, wir lieben Innovation.“ Einen Sonderpreis erhielt Bastian Pastewka, der in diesem Jahr die letzte Staffel der gleichnamigen Sitcom abgedreht hat.

Als beste Comedyserie wurde „Jerks“ ausgezeichnet. Die Pro-Sieben-Produktion mit Christian Ulmen und Fahri Yardim handelt von zwei mittelalten Männern, die durch ihr Leben stolpern und ihren Zuschauern eine hohe Toleranz für Fremdscham abverlangen. Beste Parodie/Sketch-Show wurde „Trixie Nightmare“ (ARD), beste Satireshow die WDR-Sendung „Mitternachtsspitzen“, bestes TV-Soloprogramm Olaf Schuberts „Sexy forever“ von 3sat. 3sat beim Comedypreis ganz oben, das sei so wie Gütersloh im Weltsicherheitsrat, witzelte Schubert.

Fast drei Stunden dauerte der Spaß. In Erinnerung bleibt der Auftritt des 14 Jahre alten Carl Josef, der in seinem Rollstuhl auf die Bühne fuhr. Der Teenie-Comedian leidet an einer unheilbaren Muskelschwäche - schlimm, aber nicht so schlimm wie ein Männerschnupfen, scherzte er. Bis auf Bordsteine gebe es nichts, was ihn aufhalten könne.

(lukra/dpa)
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