Abwanderung aus Ostdeutschland gestoppt Erstmals ziehen mehr Bürger von West nach Ost als umgekehrt

Bonn · Der Aderlass scheint ein Ende gefunden zu haben: Zum ersten Mal seit der Wiedervereinigung sind mehr Menschen aus Westdeutschland in die ostdeutschen Flächenländer gezogen als umgekehrt.

 Die Ost-West-Wanderung hat ein Ende gefunden (Symbolbild).

Die Ost-West-Wanderung hat ein Ende gefunden (Symbolbild).

Foto: dpa, Angelika Warmuth

Die fünf ostdeutschen Bundesländer ohne Berlin verzeichneten für 2017 einen "Wanderungsgewinn" von rund 4000 Menschen, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Beziehe man Berlin in die Berechnung mit ein, ergebe sich ein Überschuss von 13.000 Personen. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christian Hirte (CDU), regierte erfreut.

Laut Statistiker ist die Tendenz der Ost-West-Wanderung damit gestoppt. In den 26 Jahren davor hatten die ostdeutschen Flächenländer mehr als 1,2 Millionen Bürger durch Wegzüge an den Westen verloren.

Nun heiße es "Go East", so das Bundesinstitut. Ursächlich für die Trendwende sei vor allem der kontinuierliche Rückgang der Abwanderung aus dem Osten. Verließen 2001 rund 191.000 Menschen Ostdeutschland in Richtung Westen, so waren es 2017 weniger als 90.000.

"Wanderungsverluste haben die ostdeutschen Flächenländer weiterhin bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren", erklärte die Geografin Nikola Sander, Forschungsdirektorin am BiB. Bei allen anderen Altersgruppen sei der Saldo für Ostdeutschland positiv. Es gebe erhebliche regionale Unterschiede: Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern verzeichnen demnach "positive Wanderungssalden". Im Gegenzug verließen immer noch mehr Menschen Sachsen-Anhalt und Thüringen in Richtung Westen als von dort zuziehen.

Ostbeauftragter Christian Hirte reagierte erfreut auf die Statistik. "Das zeigt, dass der Osten anderen Regionen in Sachen Attraktivität nicht nachsteht", sagte Hirte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). "Die Lebensbedingungen sind insgesamt hervorragend, es gibt gute Arbeitsplätze, steigende Löhne und die beste Kinderbetreuung Deutschlands." Es sprächen also jede Menge Gründe für die neuen Länder. Hirte fügte hinzu: "Insofern setze ich darauf, dass sich dieser Trend auch weiter fortsetzt." Zwar gebe es unverändert Herausforderungen. Doch insgesamt bestehe kein Grund, "immer nur in Moll-Tonarten über den Osten zu reden".

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte dem Netzwerk mit Blick auf die Westdeutschen: "Herzlich Willkommen." Dann fuhr er fort: "Im Osten geht die Sonne zuerst auf. Und hier ist für kreative Menschen sehr viel möglich."

(felt/kna)
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