Austauschschüler in USA getötet Vater: "Amerika kann nicht Cowboy spielen"

Der Vater des in Montana erschossenen deutschen Austauschschülers ist in den USA, um die Leiche seines Sohnes in die Heimat zu bringen. Der Mann äußert sich schwer verbittert – und klagt Amerika an.

 Passanten gehen an Plakaten und Transparenten für den Jungen vorbei, die am Zaun des Fußballvereins SC Teutonia 1910 in Hamburg angebracht sind. Dort hatte er gespielt.

Passanten gehen an Plakaten und Transparenten für den Jungen vorbei, die am Zaun des Fußballvereins SC Teutonia 1910 in Hamburg angebracht sind. Dort hatte er gespielt.

Foto: dpa, dan axs

Der Vater des in Montana erschossenen deutschen Austauschschülers ist in den USA, um die Leiche seines Sohnes in die Heimat zu bringen. Der Mann äußert sich schwer verbittert — und klagt Amerika an.

Der Vater des im Bundesstaat Montana getöteten Gastschülers Diren hat die Waffengesetze in den USA scharf kritisiert. "Amerika kann hier nicht weiterhin Cowboy spielen", sagte der 46-Jährige. "Ich habe mir nicht eine Nacht darüber Gedanken gemacht, dass hier jeder jemanden erschießen kann, nur weil er in seinen Garten gekommen ist."

Andernfalls hätte er seinem Sohn, der in der Nacht zum Sonntag in der Garage eines Fremden erschossen worden war, den Schüleraustausch keinesfalls erlaubt, fügte der Vater hinzu. Zu dem wegen vorsätzlicher Tötung angeklagten Todesschützen sagte der Hamburger: "Er soll die gerechte Strafe bekommen."

Wahrscheinlich am Freitag will der Vater mit der Leiche seines Sohnes nach Hamburg zurückkehren. Nach einer Zeremonie in der Yeni-Beyazit Moschee am Nobistor soll der Leichnam zur Bestattung ins türkische Bodrum gebracht werden.

"Ich war am Anfang dagegen, dass er nach Amerika kommt", sagte der Taxifahrer aus dem Hamburger Stadtteil Sankt Pauli. "Ich weiß, dass es in Amerika gefährlich ist — nicht überall, aber in den Großstädten." Montana sei zwar eine schöne Gegend und nicht mit Sankt Pauli oder der Bronx in New York zu vergleichen. Seit zwei Tagen habe er nicht einen Streifenwagen gesehen, während in St. Pauli ständig die Sirenen heulten.

Todesschütze erhält Morddrohungen

Unterdessen sagte eine deutsche Konsularbeamtin der Lokalzeitung "Ravalli Republic", Deutschland bemühe sich um Gerechtigkeit für den Tod des Jungen. Deutsche Diplomaten hätten mit dem zuständigen Staatsanwalt gesprochen. Der Schüler war in der Stadt Missoula getötet worden. Ein 29-Jähriger hatte ihn auf dessen Grundstück erschossen. Der Mann beruft sich auf Notwehr, die Staatsanwaltschaft wirft ihm vorsätzliche Tötung vor.

Am Mittwoch hatten Freunde von Diren und sein Hamburger Fußballverein in einem emotionalen Benefizspiel Abschied genommen. Rund 1000 Zuschauer kamen im Stadtteil Altona zusammen, um des 17-Jährigen zu gedenken, darunter seine Mutter und seine beiden Schwestern. Viele Gäste trugen T-Shirts mit einem Foto von Diren, zahlreiche Plakate und Bilder erinnerten an den Hobbyfußballer. Am Spielfeldrand hing ein Banner mit der Aufschrift "Unser Bruder stirbt und Amerika schaut zu". Einige Besucher legten weinend Rosen nieder.

Unterdessen erhält der Todesschütze nach Angaben seines Anwalts Morddrohungen. Der 29-Jährige und seine Partnerin hätten hasserfüllte anonyme Anrufe und Facebook-Nachrichten bekommen, sagte der Strafverteidiger Paul Ryan der Nachrichtenagentur dpa.

(dpa)
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