Der unwürdige Kampf um das Erbe Nelson Mandela von seinen Töchtern verklagt

Kapstadt · Wenige Wochen vor seinem 95. Geburtstag ist Nelson Mandela mit Klagen seiner Töchter konfrontiert. Sie möchten an das Familienvermögen. Die Ausnutzung des Namens Mandela hat Tradition - interessiert sind Politiker ebenso wie die Familie.

Die letzten Bilder des schwer kranken Nelson Mandela haben vieler Südafrikaner erschüttert. "Herzzerreißend", twitterte Said Tumi Modiroa, als Ende April das Staatsfernsehen SABC das aufwühlende Video ausstrahlte. Es zeigte den 94 Jahre alten Nationalhelden Südafrikas als hilflos und abwesend wirkenden Greis mit leerer Miene.

Um ihn herum lachten und lächelten alle in die Kameras, Südafrikas Präsident Jacob Zuma, andere Größen der Regierungspartei ANC und Familienmitglieder. Mandela sei "in guter Verfassung und guten Mutes", meinte Zuma danach. Den Bildern war das schwer zu entnehmen. "Vorgeführt wie in einem Zoo, Schande über den ANC" schrieb Brent Lindeque. "Der ANC hat ihm sein Recht auf Würde verweigert", kommentierte die "Sunday Times".

Ein Vorteil der schwer angeschlagenen Gesundheit wird es sein, dass der Vater des modernen Südafrikas kaum noch etwas von den Turbulenzen um seine Person mitbekommt. Politiker sprechen hinter vorgehaltener Hand von "fortschreitender Demenz", offiziell bestätigen wird dies niemand. Deshalb wird der 94-Jährige wohl kaum etwas von den jüngsten Rechtsstreitigkeiten um sein Erbe wissen.

Denn die juristische Auseinandersetzung mit seinen Töchtern Zenani (54) und Makaziwe (60) spitzt sich zu: Sie wollen vor Gericht durchsetzen, Zugang zum millionenschweren Familienbesitz zu bekommen; außerdem möchten sie Kunstwerke mit Mandelas Namen verkaufen. Die Schwestern wollen vor allem die Treuhänder ihres Vaters, die Anwälte Bally Chuene und George Bizos sowie Wohnungsbauminister Tokyo Sexwale, entmachten. Es ist der wohl direkteste Versuch, vom Erbe des Nationalhelden zu profitieren. Makaziwe Mandela wehrte sich in einem Interview: "Der Vorwurf, wir seien gierig, ist einfach nur Unsinn."

Viel Geld

Schon lange wird mit dem Namen Mandela viel Geld gemacht. Seine Stiftung nimmt jährlich Millionen ein. Es gibt Mandela-Poster, Kunstgegenstände mit seiner Unterschrift, einen "Mandela-Wein" und ein Mode-Label mit seiner Häftlingsnummer 46664 von der Gefängnisinsel Robben Island. Hier verbrachte Mandela viele der 27 Jahre Haft im rassistischen Apartheid-Staat.

Im US-Fernsehen wird derzeit die Reality-Show "Being Mandela" der hübschen Mandela-Enkelinnen Zaziwe und Swati gezeigt. Sie benehmen sich wie reiche, prätentiöse Diven und beklagen sich, dass man von Menschen mit dem Namen der Ikone Mandela zu viel verlange. Der Enkel Mandla Mandela (38), ANC-Abgeordneter, soll südafrikanischen Medienberichten zufolge im Heimatort seines Großvaters die TV-Rechte für die Beerdigung für 300 000 Euro ans Fernsehen verkauft haben.

Ganz andere Interessen haben Politiker. Groß ist zum einen die Furcht vor dem Tod des Nationalhelden, der nach dem Sieg gegen das Apartheid-Regime sein Land vor der Katastrophe eines blutigen Konflikts zwischen Schwarzen und Weißen bewahrte. Zum anderen gilt es nach wie vor, sich als politische Erben Mandelas zu präsentieren - am besten bei öffentlichen Auftritten und Fototerminen.

Allerdings muss man bei dem jüngsten, umstrittenen Bildern seiner Partei und Familie zugutehalten, dass sie vielleicht nur bösartigen Gerüchten begegnen wollten. Denn seit Monaten kursieren in Südafrika angebliche Konzepte für die Beerdigungsfeierlichkeiten im Todesfall des Ex-Präsidenten.

Über Wochen hielt sich das Gerücht, Mandela werde nur noch künstlich am Leben erhalten, man werde seinen Tod verkünden, nachdem die Regierung alle Vorbereitungen getroffen habe. Es spricht vieles dafür, dass die Verantwortlichen mit den aktuellen Bildern die Spekulationen beenden wollten.

(dpa/csr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort