Klimagipfel in Glasgow Neue Textvorlage verwässert Aufruf zu Kohleausstieg

Glasgow · Auch am letzten Gipfeltag in Glasgow sind einige Streitpunkte ungelöst. Im Ringen um Kompromisse wird ein Entwurf für die Abschlusserklärung in einem entscheidenden Punkt abgeschwächt.

 Ein Delegierter mit der Botschaft "1.5C is life" auf dem Rücken nimmt am People's Plenary während der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow teil.

Ein Delegierter mit der Botschaft "1.5C is life" auf dem Rücken nimmt am People's Plenary während der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow teil.

Foto: AFP/PAUL ELLIS

Bei der UN-Klimakonferenz rücken die Unterhändler in einem neuen Entwurf für die Abschlusserklärung offenbar von einer Forderung nach einem totalen Kohleausstieg ab. Am Freitag kursierte eine Vorlage, in der alle Staaten aufgerufen werden, „den Ausstieg aus der unverminderten Kohleverstromung und aus den ineffizienten Subventionen für fossile Brennstoffe“ zu forcieren.

Eine Version vom Mittwoch war in ihrem Wortlaut schärfer: Alle Länder sollten „den Ausstieg aus der Kohle und aus Subventionen für fossile Brennstoffe beschleunigen“, hieß es in dem Text. Sollte es bei der Formulierung der neuen Vorlage bleiben, könnte es Schlupflöcher für die anhaltende Verbrennung von Kohle und Zuschüsse für fossile Energieträger geben.

Zwar dürfte in Verhandlungen noch weiter um den Textentwurf gerungen werden. Doch werteten Beobachter die Änderung am Wortlaut als ein mögliches Signal, dass Forderungen verwässert würden. Einige Exportländer von fossilen Brennstoffen laufen gegen den Aufruf zum Totalausstieg Sturm.

Gerade fossile Energieträger gelten als Haupttreiber der globalen Erwärmung. Die Zukunft der Brennstoffe gilt daher als einer der Knackpunkte beim zweiwöchigen Klimagipfel in Glasgow, der am Freitag offiziell zu Ende geht. Fachleute sind sich einig, dass ein Ausstieg so schnell wie möglich umgesetzt werden müsse. Sonst lasse sich das im Pariser Klimaabkommen von 2015 gesteckte Ziel nicht erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Einen solchen Aufruf ausdrücklich in der Gipfel-Abschlusserklärung zu verankern, ist jedoch politisch heikel für Länder wie Saudi-Arabien, die befürchten, dass folglich ihre Öl- und Gasgeschäfte ins Visier genommen werden.

Weiterer Streitpunkt bei den Verhandlungen in Glasgow ist die Frage einer finanziellen Hilfe für ärmere Länder bei der Bewältigung des Klimawandels. Reichere Staaten haben sich nicht an die Vereinbarung gehalten, ihnen bis 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für Gegenmaßnahmen bereitzustellen. Vertreter der Entwicklungsländer gingen daher mit großem Unmut in die Klimaverhandlungen. Sollten die Unterhändler bis Freitagabend zu keiner Lösung kommen, könnte die Konferenz in die Verlängerung gehen. Bei den vorangegangenen 25 Gipfeln kam es häufig vor, dass die Delegierten nachsitzen mussten. Denn für Beschlüsse muss es Konsens unter allen 197 Ländern geben.

(chal/dpa)
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