Gipfel in Rom G20-Staaten bekräftigen 1,5-Grad-Ziel
Rom · Die Mitglieder der G20-Gruppe haben sich zur Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens bekannt. Die Vorlage für die Abschlusserklärung wurde offenbar gegenüber eines früheren Entwurfs deutlich abgeschwächt.
Die großen Wirtschaftsmächte (G20) haben sich zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens bekannt. Im Abschlusskommuniqué des G20-Gipfels in Rom heißt es am Sonntag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur, dass die G20-Staaten weiter den Zielen von 2015 verpflichtet seien, die Erderwärmung „deutlich unter zwei Grad zu halten und Bemühungen zu verfolgen, sie auf 1,5 Grad zu begrenzen“. Unklar blieb hingegen, welche konkreten Maßnahmen die G20-Gruppe ergreifen will, um diese Ziele auch zu erfüllen.
Ein jüngster Entwurf des Kommuniqués, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hatte ursprünglich angestrebte Zielvorgaben und konkrete Zusagen deutlich verwässert. Es gab darin nicht einmal eine Einigung auf „sofortiges Handeln“, wie es in einem früheren Text noch geheißen hatte. Bei der Kohlendioxidneutralität gab es auch keine Fortschritte. War ursprünglich 2050 als Zieldatum angestrebt worden, war in dem Entwurf allgemeiner von „Mitte des Jahrhunderts“ die Rede. Auch gibt es noch kein konkretes Datum für den Ausstieg aus der Kohleverstromung.
Die Nachrichtenagentur AFP hatte zuvor berichtet, die G20-Staaten hätten sich auf das Ziel einer Maximalerwärmung von 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitaler verständigt. Das hätte eine leichte Verschärfung gegenüber dem Pariser Klimaabkommen bedeutet. Diese Entwicklung bestätigte sich nun jedoch offenbar nicht.
Aktivisten hatten eigentlich auf ein „starkes Signal“ der G20 für die Weltklimakonferenz gehofft, die am Sonntag in Glasgow begann. Der Gruppe der Wirtschaftsmächte kommt eine wichtige Rolle zu, weil sie für rund 80 Prozent der globalen Treibhausgase verantwortlich ist.
Klimaexperte Jan Kowalzig von Oxfam zeigte sich von der Erklärung der G20 wenig beeindruckt. Sie sei „kein Fortschritt gegenüber Paris“. Eine Umsetzung des 1,5 Grad-Zieles erfordere auch eine „sofortige Nachbesserung der gerade erst überarbeiteten, aber insgesamt immer noch viel zu schwachen Klimaziele der Länder unter dem Abkommen“.
Zu Beginn des zweiten Gipfeltages in Rom hat derweil Prince Charles die G20-Spitzen im Kampf gegen den Klimawandel zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit der privaten Wirtschaft aufgefordert. „Die Zukunft der Menschheit und des Planeten steht auf dem Spiel“, sagte der Brite am Sonntagmorgen. Er habe in den vergangenen Monaten mit vielen Unternehmen gesprochen. „Was die mir sagen: Die private Wirtschaft ist schon da, gewillt zu arbeiten und eine wichtige und entscheidende Rolle zu spielen“, sagte Charles.
Ein erfolgreicher Kampf gegen die Erderwärmung koste Tausende Milliarden von Dollar jedes Jahr. „So viel Geld hat keine Regierung“, unterstrich er. Von den Regierungen erwarten sich die Unternehmen klare Signale und Regeln, um die Motivation im Kampf für den Umweltschutz zu steigern. Außerdem seien international einheitliche Gesetze nötig, Ungleichheiten müssten beseitigt werden, forderte Charles auch im Hinblick auf die Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow. „Das ist buchstäblich unsere letzte Chance“, mahnte der Thronfolger.
Umwelt-Aktivisten haben auch am zweiten Tag des G20-Gipfels gegen die Klimapolitik der Staaten demonstriert. „Die Regierungen haben versagt“ stand auf Plakaten, die die jungen Männer und Frauen der Gruppe Extinction Rebellion am Sonntagnachmittag im historischen Zentrum der italienischen Hauptstadt hochhielten. Einige der etwas mehr als ein Dutzend Protestierenden setzten sich auch auf die Straße und blockierten den Verkehr.
Am Samstag hatten frühmorgens wenige Dutzend Klima-Aktivisten die Fahrbahn einer Straße mit einem Sitzstreik blockiert, die zum Veranstaltungsort im Süden Roms führt. Die Polizei löste die Blockade auf und trug einige Demonstranten von der Fahrbahn. Am Samstagnachmittag liefen Tausende auf einer angemeldeten Demonstration Richtung historisches Zentrum. Die Proteste verliefen bislang friedlich.