Neue Details zum Londoner Machetenmord Attentäter waren offenbar Muslime aus Nigeria

London · Die britische Polizei hat im Zusammenhang mit dem Terrorakt in London offenbar einen weiteren Verdächtigen festgenommen. In der Grafschaft Lincolnshire sei am Morgen von Scotland Yard ein Haftbefehl durchgesetzt worden, bestätigte ein Sprecher der Polizei in Lincolnshire. Unterdessen scheint sich die Identität der Täter gelüftet zu haben.

Mindestens einer der beiden Attentäter von London ist Brite nigerianischer Abstammung. Dies erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag von einer mit den Ermittlungen vertrauten Person. Britischen Medien zufolge handelt es sich um einen 28-jährigen Mann. Die Polizei habe das Haus seiner Familie in einem Dorf nahe der ostenglischen Stadt Lincoln durchsucht. Den Berichten zufolge sind die beiden mutmaßlichen Täter Muslime, die aus dem Umfeld christlicher Einwanderer stammen und zum Islam konvertierten. Die beiden mutmaßlichen Terroristen waren unmittelbar nach dem Mord an einem Soldaten von Polizisten angeschossen und anschließend in Krankenhäuser gebracht worden.

In London sind derweil die Sicherheitsbehörden des Landes zu einer Krisensitzung zusammengetroffen. Neben dem Chef von Scotland Yard, Innenministerin Theresa May und Londons Bürgermeister Boris Johnson sollte auch die Führungsspitze des Inlandsgeheimdienstes MI5 an den Beratungen in der britischen Hauptstadt teilnehmen. Parallel zu dem Treffen des Krisenstabs liefern die Ermittlungen weiter.

Polizei erhöht Präsenz

Die Londoner Polizei verstärkt nach der Tat und vor dem Champions-League-Finale an diesem Samstag ihre Präsenz auf den Straßen der Stadt. Vor allem an Orten, wo sich Menschenmassen versammeln, werde man in den kommenden drei Tagen verstärkt Polizisten in Uniform sehen, sagte Simon Byrne von Scotland Yard am Donnerstag bei einem Besuch am Tatort im südöstlichen Stadtteil Woolwich. Derzeit seien 1200 zusätzliche Polizisten im Einsatz, um den Menschen auf der Straße ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Dies solle so bleiben, bis es mehr Klarheit über die Hintergründe der blutigen Mordattacke auf einen Soldaten gebe.

Bürgermeister Johnson legte jedoch nach dem Treffen des Sicherheitskabinetts nahe, dass es eine Einzeltat sein könnte: "Nach allem, was ich höre, können die Londoner ganz normal ihrem Alltag nachgehen, und wir werden die Killer zur Rechenschaft ziehen." Die Regierung hob die Terrorwarnstufe in London zunächst nicht an. Sie bleibt bei "Substanziell". Dies deutet darauf hin, dass zum Champions-League-Finale am Samstag nicht mit erhöhter Terrorgefahr gerechnet wird.

Bei dem Opfer handelt es sich um einen aktiven Soldaten. Dies teilte die britische Polizei am Donnerstag offiziell mit. Zur genauen Identität sage man aus Rücksicht auf die Familie nichts, hieß es weiter. Die Leiche sollte im Lauf des Tages untersucht werden.

Passantin hält Täter auf

Britische Medien berichten unterdessen über den heldenhaften Einsatz einer Passantin: Eine Frau hat offenbar todesmutig auf eigene Faust mit den Tätern verhandelt, um sie bis zum Eintreffen der Polizei hinzuhalten.

Die 48-jährige Ingrid Ingrid Loyau-Kennett erzählte ihnen, sie sei in der Nähe des Tatorts aus einem Bus gestiegen und habe zunächst versucht, dem Opfer zu helfen. Danach habe sie auf die beiden mutmaßlichen Täter eingeredet. Einer habe ihr gesagt, dass er das Feuer eröffnen werde, wenn die Polizei komme. Darauf habe sie ihn ruhig gefragt, ob das ein sinnvoller Ansatz sei. Den anderen Tatverdächtigen habe sie gefragt, ob er ihr den Gegenstand in seiner Hand geben könne - nämlich ein Messer.

(REU/dpa/felt)
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