Theater in Marienbaum Auf diesem Friedhof darf gelacht werden

Xanten · Das dritte Stück der „Bühnenrevoluzzer“ feierte am Freitag Premiere in Marienbaum. Für „die schwarze Witwe“, geschrieben von Thomas Tervoort, gab es Applaus. Sieben weitere Aufführungen folgen. Dazu ein Gastspiel in Wesel.

 Bei der Premiere im Saal Hennemann in Marienbaum: Thomas Tervoort alias Otto Kurz und Hans Klaassen alias Willi Schmitz.

Bei der Premiere im Saal Hennemann in Marienbaum: Thomas Tervoort alias Otto Kurz und Hans Klaassen alias Willi Schmitz.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Als das neu gegründete Amateurtheater „Bühnenrevoluzzer“ vor zwei Jahren mit dem Stück „Männer-WG“ den Betrieb aufnahm, galt es, das Publikum von der Qualität zu überzeugen. Dass dies nach dem Stück „Siegfried aus X“ des Vorjahres längst gelungen ist, zeigte sich am Freitag.

Bereits eine halbe Stunde vor Einlass zur Premiere des aktuellen Stückes „Die schwarze Witwe“ bildete sich eine lange Schlange vor der Eingangstür der Brasserie Hennemann in Marienbaum. Und das sicherlich nicht zum letzten Mal, denn zu den insgesamt acht Aufführungen werden rund 1300 Besucher erwartet, dazu gastiert das Ensemble am 18. November im Scala Kulturspielhaus in Wesel.

Ein Geheimnis des Erfolges ist die Tatsache, dass Regisseur Thomas Tervoort die Stücke selber schreibt und auf diese Weise „sein Personal“ optimal in Szene setzen kann. „Die schwarze Witwe“ ist ein schwarzhumoriger Krimi, der vordergründig alles bietet, was eine gute Komödie ausmacht, während im Hintergrund permanent der Tod lauert. Dazu passt das perfekt gewählte Ambiente, in dem die Schauspieler vor einem sehr schönen Bühnenbild zwischen dem Altenheim „Abendsonne“ und dem dazugehörigen Friedhof agieren.

In Frieden ruhen kann dort allerdings niemand. Denn während die Heimbewohner die Verblichenen begießen, sorgt eine ominöse schwarze Witwe dafür, dass nach und nach auch die letzten Lücken auf dem Friedhof geschlossen werden. Genau genommen gibt es die aber gar nicht, erklärt Thomas Tervoort, der zu Beginn in der Rolle des neuen Heimbewohners Otto Kurz durch den Saal marschiert: „Sie sitzen quasi alle auf dem Friedhof und dort drüben ist das Altenheim Abendsonne. Das sorgt für kurze Wege, es geht praktisch direkt von der Stube in die Grube.“ Selbstverständlich bietet dieses Setting jede Menge Raum für Kalauer. So trägt etwa der Grabstein der eisernen Jungfrau Eleonore Backfisch den Zusatz: „Ungeöffnet zurück“.

Im Mittelpunkt steht zunächst ein Quartett mehr oder weniger rüstiger Rentner, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Während sich Heiratsschwindler Otto Kurz, der mit geistigen Fehlzündungen glänzende Willi Schmitz (Hans Klaassen), ein verzweifelnder Kriminalrat a.D. Herbert Fackelmann (Matthias Franke) sowie Besserwisser Burkhard Groß (Marc Nakath) die Pointen im Minutentakt servieren, läutet immer wieder die Totenglocke und es hat einen weiteren Geschlechtsgenossen der Sorte „der war doch noch kerngesund“ dahin gerafft. Ablenkung verspricht ausgerechnet die schwarz gekleidete Witwe Tatjana Romanovsky (Neu: Kathrin Braesel) am Grab ihres fünften Ehegatten: „Drei Tage Trauer reichen für dieses Schwein vollkommen. Also, die Jagd ist eröffnet.“ Das lassen sich die vier Rentner nicht zweimal sagen, zumal das Anforderungsprofil der Witwe durchaus seniorengerecht ist: „Oben fit und unten dicht, mehr verlange ich gar nicht.“

Aber als kurz darauf der vermeintlich vitale Vegetarier Meier ins Gras beißt, hat das Quartett ganz andere Sorgen: Als die letzten männlichen Bewohner von Haus „Abendsonne“ dürften sie sich der Aufmerksamkeit der schwarzen Witwe gewiss sein. Kriminalrat a.D. Fackelmann fackelt nicht lange und stellt aus dem noch vorhandenen Personal eine „morbide Einsatztruppe“ zusammen. An verdächtigen Damen mangelt es nicht und auch ein Motiv ist schnell gefunden. „Die Romanovsky isst doch so gerne Streuselkuchen und den gibt bei jeder Beerdigung“, folgert der pensionierte Kriminalrat.

Ins Fadenkreuz gerät auch die durchgeknallte Witwe Edelgard Elster (Kerstin Franke), die so gerne frische Gräber gießt oder ist es am Ende die resolute Oberschwester Klara Gertlowski (Annelie Thissen), die mit verschwörerischer Stimme sagt: „Hier ist keiner so, wie er scheint“. Für echte Krimifans ist ohnehin alles ganz anders, denn mit dem Gärtner Erdal (Philipp Terhorst) spielt eine höchst zwielichtige Figur mit, auf die sogar die charmante Altenpflegerin Ramona Engel (Katja Omonsky) hereinfällt.

Am Ende bleibt kein Auge trocken und das Publikum steht auf, um sich bei dem Ensemble inklusive Sarah Thüs (Souffleuse), Peter Schmahl (Technik) und Helga Omonsky (Backstage) mit einem frenetischen Applaus für eine durchweg gelungene Premiere zu bedanken.

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