Konzert in Wülfrath Renaissance-Musik vibriert auf einer E-Gitarre

Wülfrath · Die Tukano Band nutzt ihren Auftritt im Niederbergischen Museum, um neue Fans zu gewinnen. Ob Polka, Tango oder Sphärenklänge – die Band zeigte sich überall zu Hause.

 Die Band Tukano verzauberte ihr Publikum im Niederbergischen Museum in Wülfrath.

Die Band Tukano verzauberte ihr Publikum im Niederbergischen Museum in Wülfrath.

Foto: Achim Blazy (abz)

Im lauschigen Garten des Niederbergischen Museums konnten die zahlreichen Gäste die Klänge der Tukano Band genießen, die wahrhaft professionell ihren Sound herüberbrachte. Thomas Bräutigam (Percussion) hatte vor Jahren Martin Gießmann, Peter Rudolph (beide Gitarre) und Herbert Schneider (Saxofon) um sich geschart und das Quartett geht seither auf musikalische Welttournee.

Eberhard Tiso, Vorsitzender des Trägervereins – zur Erinnerung: das Niederbergische Museum wird seit 2006 ehrenamtlich geführt – hatte die Zuhörer begrüßt und seine Freude ausgedrückt, endlich wieder eine Veranstaltung im Museum durchführen zu können.

Das Konzert begann mit einem „Kölschen Bossanova“ – einer der vielen Kompositionen, die aus der Feder von Martin Gießmann stammten, um dann einen großen Satz nach Südspanien zu machen und dort die Stimmung eines frühen Morgens musikalisch umzusetzen. Was die vier Musiker dem Publikum boten, war feinste Sahne. Die beiden Gitarristen spielten einander die Themen zu und führten ihre klangvollen Dialoge mit bewundernswerter Technik – so bei der brasilianischen Ballade „Agua e Vino“.

Auf Sardinien entstand die Komposition „Luce e Ombra“, weil es auf dieser Insel nicht nur liebliche Landschaften und bezaubernde Strände gibt – sondern auch stillgelegte, dahinsiechende Industrieanlagen. Eben Licht und Schatten. Hier glänzte Herbert Schneider mit flinken Koloraturen auf seinem Saxofon. Ein Genuss. Mit einem dumpfen Grollen aus einem elektronischen Blasinstrument begann ein Stück – zur Abwechslung mal nicht aus Spanien oder Südamerika – sondern aus Wuppertal, wo drei der vier Musiker leben. Sphärische Klänge, spannungsgeladen, immer rhythmischer werdend,  eine Komposition voller kreativer Einfälle.

„No hay problema“ ist ein Stück der schon legendären Band Pink Martini und hier muss jetzt endlich auch Thomas Bräutigam seine Meriten erhalten, die dem einfallsreichen Percussionisten, Ergotherapeuten und Tischler zustehen, der seine vielfältigen Instrumente selbst baut. Trommeln, Rasseln, Glockenspiel, Cajon, Glöckchenketten an den Fußgelenken – bei Thomas Bräutigam gibt es nichts, was es nicht gibt. Immer geht es um eine geniale Rhythmik.

Dass Renaissance-Musik auch auf einer E-Gitarre klingt, bewies Martin Gießmann mit der Soneta von Enriquez de Valderrabano, einem spanischen Komponisten des 15. Jahrhunderts und führenden Interpreten der Vihuela, einer Vorgängerin der Gitarre. Zauberhafte höfische Weisen.

Seitenweise 32stel, die Paganini zur Ehre gereicht hätten – damit stellten die beiden großartigen Gitarristen ihr Können unter Beweis,  die Komposition des Brasilianers Zé Paulo Becker verlangte ihnen alles ab. Und noch eine Glanzleistung sorgte für Furore: Eine syrische Weise, dem Klezmer verwandt, irrwitzige Improvisationen, die Herbert Schneider mit seinem Saxofon vollbrachte.

Bevor ein gekonnter Flamenco das Programm beendete, unternahmen die Musiker noch eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn – eine russische Polka assoziierte die endlosen Weiten des riesigen Reiches. Lang anhaltender Applaus, eine Zugabe, den berühmten Libertango und inszeniert brave Verbeugungen, mit dem das Quartett seinen Humor und den Schalk im Nacken nicht verheimlichen konnte, läuteten unwiderruflich das Ende eines glänzenden Konzertabends ein.

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