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Serie Vor 380 Jahren Die Instruktion für den Hofmeister

Neersen · Die mit der Kavalierstour des 17. Jahrhunderts verbundenen Bildungsziele lassen sich gut in der Instruktion für den Hofmeister Johan Pickartz ablesen. Hier findet man im Detail die Anweisungen, die er im Auftrag des Herrn von Virmond auf Schloss Neersen zu befolgen hatte.

 Das Wappen der Freiherren Virmond vom Schloss Neersen ab 1629

Das Wappen der Freiherren Virmond vom Schloss Neersen ab 1629

Foto: Virmond

Das erste Anliegen war die strikte Beibehaltung der katholischen Religion unter Einschluss aller vorgeschrieben geistlichen und gottesdienstlichen Übungen. Betont wurde, dass der Neersener Adelsspross Philipp Bernhard von Virmond in der einzig wahren katholischen Religion erzogen worden war und jegliche Kontakte zu Protestanten zu vermeiden waren. Sodann wurden detaillierte Anweisungen gegeben, wie er seine Studien in der Jurisprudenz, der Geschichte und in den Sprachen zu gestalten hatte. In den Ländern, in denen er sich aufhielt, sollte er „mit Reden, Leßen und Transferiren auß eine Sprach in die andere fleißigh“ seine Sprachkenntnisse erweitern. Außerdem hatte er die einschlägigen griechischen und römischen Schriftsteller zu studieren.

Der Hofmeister hatte zudem darauf zu achten, dass der Baron „in kheine verdechtige Gesellschafft gerathe“ und er als Haus- und Tischgenossen nur ehrliche und gute Leute auswählte. Mit Angehörigen „Teutscher Nation“ sollte er wenig verkehren, weil das von der Erlernung der fremden Sprache nur fernhielte.

Über die Reisekasse hatte ausschließlich der Hofmeister zu verfügen. Der Baron sollte in allen Bereichen kurz gehalten werden. Das Geld sollte nur für Kost und Logis, Bücher, Kleidung und „adlichen excertitien“, womit wohl Reiten, Fechten und Tanzen gemeint sind, verwandt werden.

Die Besichtigungen berühmter Orte sollten nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Zudem sollte Philipp Bernhard über alles einen kurzen Reisebericht verfassen.

Aus Orten, wo es eine Poststation gab, sollte der Hofmeister ausführlich berichten, „wie eß auf der Reiß zugangen“ und wie es mit „Studio, Lehr und Progreß, Wandell, Gesellschafft, Geldt und Rechnungh beschaffen“.

Sollte der Baron ungeachtet der „schweren Kosten“ der Kavalierstour den Anordnungen des Hofmeisters nicht folgen, war dieser unter Hinzuziehung zweier Adeliger zur Rede zu stellen und zu ermahnen.

Von vornherein war das Studium an der Universität Bourges als Schwerpunkt der Bildungsreise eingeplant. Hier sollten Philipp Bernhard und Pickartz ein Jahr und sechs Wochen bleiben. Für Paris war ein Aufenthalt von einer bis drei Wochen vorgesehen. In Bourges mit seiner großartigen Kathedrale (heute Weltkulturerbe) waren dem Baron dann freilich nur weniger als zwei Wochen vergönnt, bis ihn die Pocken dahinrafften.

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