Premiere am Pfingstsamstag Feuerwehr-Komödie begeistert in Neersen

Neersen · Mit der Komödie „Brandheiß – gelöscht wird später“ eröffneten die Neersener Schlossfestspiele das Abendprogramm auf der Freilichtbühne. Das Stück sorgt vor allem in der zweiten Hälfte für Erheiterung.

 Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr von Drottelfeld stehen im Mittelpunkt der Komödie „Brandheiß – gelöscht wird später“.

Die Männer der Freiwilligen Feuerwehr von Drottelfeld stehen im Mittelpunkt der Komödie „Brandheiß – gelöscht wird später“.

Foto: Norbert Prümen

Jedes Jahr gibt es bei den Neersener Schlossfestspielen einen ungekrönten Publikumsliebling. In diesem Jahr hat Kristof Stößel gute Chancen auf diesen Titel. In der Komödie „Brandheiß – gelöscht wird später“, mit der am Pfingstsamstag das Abendprogramm auf der Freilichtbühne am Schloss eröffnet wurde, spielt er den Unterbrandmeister Claas Klausen. Die Rolle ist dem 42-Jährigen wie auf den Leib geschneidert. Stößel spielt den Feuerwehrmann mit großer Authentizität, viel Charme und ist, wie es eine Zuschauerin auf den Punkt bringt, „richtig süß“.

Süß und vor allem heiter ist auch die Komödie, die Intendant Jan Bodinus nach eigener Aussage ganz bewusst ins Programm genommen hat. „Heute ist leichte Unterhaltung angesagt“, begrüßt er die 350 Premierzuschauer auf der fast vollbesetzten Freilichttribüne, „wir wollen mal wieder richtig lachen und unbeschwert sein. Das hat uns doch allen gefehlt in der zurückliegenden Zeit.“

Gelacht wird dann auch viel, allerdings braucht es eine Weile, bis Heiterkeit aufkommt. Es hätte dem Stück gutgetan, wenn Regisseur Florian Battermann auf die allzu vorhersehbare Szene mit dem vermeintlichen Schnäppchen aus dem Internet verzichtet hätte. So kommt „Brandheiß – gelöscht wird später“ erst nach Pause richtig in Schwung.

In der ersten Hälfte haben die Zuschauer eher Mitleid mit den drei glücklosen Männern der Freiwilligen Feuerwehr von Drottelfeld: Der Nachwuchs fehlt, die Kasse ist leer und zu allem Übel haben Claas (Kristof Stößel) und Klaus (mit kindlicher Naivität gut gespielt von Sören Ergang) auch noch das Einsatzfahrzeug geschrottet. Hans Schmitz, Leiter der Feuerwache (gewohnt souverän: Kay Szacknys), hat es nicht leicht mit diesen schlichten Gemütern.

Alles ändert sich, als Schmitz‘ Tochter Annika auftaucht. Svenja Jerg spielt das ehemalige Mauerblümchen von Drottelfeld, das sich in der Wahlheimat Köln zur Pole-Dancerin hat ausbilden lassen. Sie ist es, die die zündende Idee hat, wie aus den verschlafenen Feuerwehrmännern coole Fire-Fighter nach New Yorker Vorbild werden können. Und unter ihren Fittichen wendet sich das Blatt.

Svenja Jerg ist die Idealbesetzung für diese Rolle, denn die 26-Jährige ist nicht nur ausgebildete Schauspielerin, sie unterrichtet seit einigen Jahren auch Luftakrobatik und Pole Dance. So war es naheliegend, dass sie nicht nur die Rolle der Annika übernommen hat, sondern auch die Choreografie zum Stück. Und tatsächlich: Mit ein bisschen Training entpuppen sich die Feuerwehrmänner aus Drotterfeld als begnadete Pole-Dancer. Die Kasse ist, dank fünf ausverkaufter Shows, wieder gefüllt, der Nachwuchs steht Schlange.

Dabei ist Regisseur Battermann und dem Ensemble die große Kunst gelungen, die Szenen nicht ins Peinliche oder Anrüchige abrutschen und die Komödie nicht zur seichten Klamotte werden zu lassen. In der zweiten Hälfte gesellt sich Fernsehschauspieler Andreas Elsholz als Feuerwehrmann Ben Weber zum Ensemble. Der Auftritt des Seriendarstellers ist allerdings noch ausbaufähig. Er scheint seinen Platz auf der Bühne noch nicht gefunden zu haben. Bei den Tanzeinlagen mit Svenja Jerg macht er aber die beste Figur.

Der fulminante Höhepunkt der zweieinhalbstündigen Show ist zugleich das Ende. Es lässt die 350 Gäste der Premiere von den Sitzen springen und begeistert Beifall klatschen. Beifall gibt es auch für das Bühnenbild von Christian Baumgärtel, der eine schlichte Feuerwache kreiert hat, die alles hat, was es braucht, sich aber nicht in den Vordergrund drängt.

Auch die Kostüme von Nuschin Rabet sind zurückhaltend, warten aber mit einem Überraschungseffekt auf. Außerdem hat die Kostümbildnerin einige humorige Ideen umgesetzt, die die Situationskomik gekonnt unterstreichen. Die plattdeutsche Formulierung „Danz op de Deel“ dürfte hingegen am Niederrhein nur wenigen bekannt sein.

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