Serie Fahrrad Im Liegen auf dem Rad unterwegs

Willich/Grefrath · Liegeräder bieten viele Vorteile, weil sie bequem sind. Doch sie lassen sich auch sportlich bewegen. Da sie recht niedrig sind, sind im Straßenverkehr allerdings Vorsicht und Rücksicht gefragt.

 Kunde Marc Peters (links) lässt sich beim Kauf von Christian Schumacher beraten. Liegeräder sind immer noch Exoten unter den Fahrrädern.

Kunde Marc Peters (links) lässt sich beim Kauf von Christian Schumacher beraten. Liegeräder sind immer noch Exoten unter den Fahrrädern.

Foto: Norbert Prümen

Panoramablick, weniger Windwiderstand und mehr Antriebskraft – für Marc Peters gibt es viele Gründe, Liegerad zu fahren. Früher schwor der 51-jährige Grefrather aufs Mountainbike. Dann fuhr er bei Liegeradbau Schumacher am Willicher Siemensring ein Trike zur Probe. 90 Kilometer, eine Erkenntnis: „Das ist es!“ Einige Jahre später nun soll ein neues Liegerad her. Nach vielen Inspektionen sucht er den Fachhändler diesmal also für eine Verkaufsberatung auf.

„Das hier ist unser Bestseller“, sagt Schumacher und zeigt Peters ein Scorpion Plus von HP Velotechnik. Doch 90 Zentimeter Spurbreite sind dem Liegeradfahrer zu viel: „Damit kommst Du nicht zwischen Pollern durch.“ Gerade dieses Feature aber macht es bei der Zielgruppe – 60-Jährigen und Älteren – beliebt, denn in Kombination mit dem freien Einstieg zum Sitz dank geschwungenem Querlenker bietet das Rad mit extra hohem Sitz viele Vorteile.

Marc Peters interessiert sich da schon eher für ein englisches Fabrikat der Marke ICE: „Das Sprint X ist der Nachfolger meines ICE Q, da weiß ich, was ich habe“, sagt er und startet zur Proberunde. Das mattschwarz-rote Design ist schick, 75 Zentimeter Spurbreite schmal genug, 30-Gang-Lenkhebel bieten für jedes Tempo die optimale Übersetzung. Auch ohne Klickpedale ist Peters flott unterwegs und mit sichtbarem Spaß bei der Sache.

Fürs Liegerad sprechen neben den genannten Vorteilen unter anderem die bei Trikes sichere Straßenlage, das geringe Gewicht sowie die wertige Ausstattung. Männer sitzen nicht wie etwa beim Rennrad auf den Weichteilen, sondern im bequemen, atmungsaktiven Sitz. Bei Gegenwind hilft die niedrige Lage. Rücken und Handgelenke werden im Gegensatz zu „normalen“ Rädern deutlich geschont. Und ja, auch Liegeräder gibt es mittlerweile mit E-Antrieb. Auch wenn Qualität kostet, verkauft Christian Schumacher Einstiegsmodelle. Knapp unter 1000 Euro geht es los. Mit 2019 ist er bislang zufrieden. „Im Frühjahr haben wir zwei Wochen lang jeden Tag ein Rad verkauft“, sagt er. Als neue Zielgruppe hat die Branche unlängst Rentner entdeckt. E-Antrieb, Komfort und Sicherheit – ein Trike kann nicht umfallen – setzen Maßstäbe.

Zurück zu Marc Peters: Den ambitionierten Liegeradler führten seine Touren schon nach Zeeland, den Neckar oder die Rur entlang. „Es ist einfach eine entspannte und sicherlich auch zukunftsfähige Art der Fortbewegung. Vor allem in die Niederlande fahren mein Radfreund Tom und ich gerne. Denn leider ist Deutschland deutlich radunfreundlicher als Holland“, sagt Peters.

Spaß mache es auch, „schmalbereifte Rennmaschinen“ zu jagen – denn flott sei so ein Liegerad laut Peters allemal. Nicht nur deshalb bittet er abschließend um mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr: „Vor allem Radfahrer, die uns entgegenkommen, können gerne freundlich grüßen.“

Vom Tour-Talk zurück nach Willich: Dort sind sich Christian Schumacher und Marc Peters noch nicht ganz einig geworden. „Ich komme wieder“, sagt Peters, der sich die Anschaffung noch einmal genau durchrechnen will. „Kein Problem. Wie Du weißt, berate ich Dich gerne“, antwortet Schumacher.

Liegeradfahrer sind eben doch keine Aliens, sondern wahre Sportsleute.

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