Interview mit Thomas Goßen Das Raumprogramm für Schulen steht an

Willich · Der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen (CDU) erwartet von der Kommunalwahl keine große Veränderung. Als Erstes muss der Haushalt verabschiedet werden, dann stehen Entscheidungen im Schulbereich und bei den Senioren an.

 Bürgermeister Thomas Goßen an seinem Schreibtisch im Rathaus.

Bürgermeister Thomas Goßen an seinem Schreibtisch im Rathaus.

Foto: WOLFGANG KAISER

Im kommenden Jahr stehen im Mai die Europa- und Kommunalwahlen an. Mit welchen Gefühlen denken Sie an den 25. Mai 2014?

THOMAS GOSSEN: Wahlen sind zwar schon immer etwas Besonderes. Persönlich für die Bürgermeisterwahl bin ich aber ganz entspannt. Ich habe mich ja persönlich entschieden, mich früher den Wählern zu stellen und die Wahltermine zu bündeln.

Mit wie viel Prozent sind Sie 2009 gewählt worden?

Gossen: Mit 46 Prozent.

Welche Veränderungen erwarten Sie von der Wahl?

GOSSEN: Ich erwarte, dass sich vom Grundsatz her nichts Wesentliches verändern wird. Tönisvorst hatte schon sehr früh einen sehr heterogenen Stadtrat mit einer Vielzahl von Fraktionen, als es in den anderen Kommunen des Kreises noch deutlich anders war. Wir in Tönisvorst sind schon früher in den heutigen Verhältnissen vieler kleinerer Parteien angekommen.

Da ist ja viel Streit möglich.

Gossen: Im Stadtrat haben wir viele Projekte gemeinsam angeschoben, auch wenn das in der öffentlichen Wahrnehmung gar nicht so im Vordergrund steht. Eine große Zahl wichtiger Entscheidungen - ich nenne nur Sekundarschule und Brandschutzbedarfsplan - gelang mit einem breiten Konsens.

Blockiert der Wahltermin nicht weitere wichtige Entscheidungen?

Gossen Nun, der neue Stadtrat wird im Juni gerade Zeit haben, sich zu konstituieren. In Nordrhein-Westfalen fangen am 7. Juli die Sommerferien an. Realistisch gesehen beginnt die politische Arbeit erst nach den Sommerferien Ende August.

Mit dem neuen Träger für das Krankenhaus ist ein großes Thema 2013 bereits in trockene Tücher gebracht.

GOSSEN Auch das Krankenhaus ist ein Ergebnis gemeinsamer Arbeit. Diese sehr schwierige Frage haben wir gemeinsam gestemmt. Jetzt müssen wir ab Januar das Vertragswerk mit Leben füllen.

Was steht politisch nach dem Haushalt im Januar an?

GOSSEN Wichtig ist mir das Thema Wohnberatung für ältere Menschen. Wir wollen damit der demografischen Entwicklung Rechnung tragen. Gemeinsam mit dem Kreis und der Stadt Willich wollen wir kommunale Berater in die Wohnungen der Interessierten schicken und sie dort über seniorengerechtes Wohnen beraten. Damit die Menschen länger in ihrem Zuhause bleiben können. Die Ausgaben dafür werden durch Mittel der Pflegekasse refinanziert, die Stadt steuert kein eigenes Geld bei. Nachdem wir die Altenberatung neu aufgestellt haben und der Pflegestützpunkt hinzugekommen ist, ist uns die Wohnberatung für Senioren jetzt sehr wichtig.

Ist denn die demografische Entwicklung in Tönisvorst auffallend?

GOSSEN Die Bevölkerungsentwicklung in Tönisvorst ist der perfekte Durchschnitt des Kreises. Bislang war Tönisvorst eine Zuzugsgemeinde, aber das ändert nichts an den grundsätzlichen Zahlen. Bei der Schulentwicklungsplanung rechnen wir mit deutlichen Rückgängen bei den Kindern. In fünf Jahren werden wir 25 Prozent weniger Grundschüler haben als heute. Deswegen haben wir frühzeitig die Weichen hin zu einem Zweisäulenmodell im Bereich weiterführender Schulen gestellt, so dass Tönisvorster Schüler vor Ort jeden Schulabschluss ablegen können, ohne in eine andere Stadt auspendeln zu müssen. Bei den Grundschulen wird es so sein, dass alle kleiner, aber erhalten werden.

Bei den Schulen steht für 2014 ganz groß das Thema Inklusion an.

Gossen: Beim Thema Inklusion ist vieles für die Praxis noch nicht klar. Mir scheint, das Gesetz ist in großer zeitlicher Eile gemacht worden. Inklusion verstehe ich als Teilhabe aller. Das befürworte ich. Auf der anderen Seite haben wir im Bereich der Förderschulen gute Standards entwickelt. Wir kooperieren mit der Förderschule Willich, die in die Trägerschaft des Kreises kommen soll. Im nächsten Jahr muss die Frage geklärt werden, wer bezahlt die Inklusion? Bis Ende Januar wird dem Landtag ein Gutachten zur Folgekostenabschätzung der Inklusion an Schulen vorliegen. Es geht nicht, dass das Land etwas beschließt und die Kommunen müssen das alleine stemmen. Die Kosten können wir nicht alleine schultern. Notfalls müssen wir das Verfassungsgericht in Münster anrufen. Wichtig ist, dass die Qualität der Schule für alle Kinder nicht auf der Strecke bleibt.

Noch konkreter steht doch erst einmal das Raumprogramm der Schulen im kommenden Jahr an.

Gossen: Die Verwaltung hat ergebnisoffen eine Vielzahl von Varianten vorgestellt. Ich bin auf die Diskussion sehr gespannt. Wir müssen eine Lösung finden. Realistisch ist, dass wir bis zum Schuljahr 2024/2025 mit zwei Schulstandorten leben müssen.

Wird es neue Gewerbeflächen geben?

Gossen: Ja, das Gelände der ehemaligen Chemiefabrik Cray Valley ist saniert und wird 2014 für neue Betriebsansiedlungen zur Verfügung stehen. Das rege Interesse gerade aus dem ortsansässigen Handwerk zeigt uns, dass wir dort den richtigen Weg eingeschlagen haben.

HERIBERT BRINKMANN STELLTE DIE FRAGEN

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort