Stadt Willich Mit neuen Papieren auf Kreuzfahrt

Stadt Willich · Zwischen Weihnachten und Neujahr hat die Verwaltung geschlossen, um Heizkosten zu sparen und Überstunden und Urlaube der Mitarbeiter abzubauen. Doch für wichtige und eilige Fälle ist ein Notdienst eingerichtet.

Welche eine Bescherung! Es war Heiligabend, und Manfred Otto suchte die Dokumente zusammen, die er und seine Ehefrau Jutta für die gemeinsame Kreuzfahrt benötigten. Am 2. Januar wollte das Paar in Dubai an Bord der MS Costa gehen. Der Reisepass seiner Ehefrau war bereits am 19. November 2013 abgelaufen. Gestern traf man den 74-Jährigen wieder strahlend im Willicher Stadtteilbüro. Die beiden städtischen Mitarbeiterinnen, die den Notdienst hatten, Eva-Maria Wingerath und Katrin Mankertz, hatten der Ehefrau einen vorläufigen Reisepass mit der Gültigkeitsdauer von einem Jahr ausgestellt.

Um Energiekosten zu sparen, wurden "zwischen den Jahren" alle Dienstgebäude der Stadt Willich geschlossen. Erst am Donnerstag, 2. Januar, geht der normale Betrieb wieder los. Es gab und gibt zwei Ausnahmen: Zum einen gibt es im Verwaltungsgebäude St. Bernhard auch am 30. Januar, von 10 bis 12 Uhr, einen Notdienst im Standesamt, da Sterbefälle innerhalb von vier Tagen beurkundet werden müssen. Und zum anderen insbesondere für Passangelegenheiten in den gleichen Zeiträumen einen Notdienst im Alt-Willicher Rathaus am Kaiserplatz. Dort hatten Eva-Maria Wingerath und Katrin Mankertz (besser bekannt als Katrin Opdemon, sie hatte am 19. Dezember im Neersener Schloss standesamtlich geheiratet) genug zu tun. "Wir waren diesmal mit dem Notdienst mal dran", sagte Eva-Maria Wingerath, die ansonsten im Anrather Stadtteilbüro arbeitet. Dieser immer mal wieder anfallende Notdienst erfolge mit den Kollegen im Wechsel.

Glück hatte auch eine Willicher Familie, die mit ihrer zehnjährigen Tochter Leonie heute in die Tschechei zum Skifahren fahren will. Auch Leonie erhielt von Katrin Mankertz dafür einen vorläufigen Personalausweis. Ebenfalls abgelaufen war das Dokument einer 58-jährigen Willicherin, die wie Manfred Otto nach Dubai fliegen wollte. Sie dürfte dort mittlerweile mit dem neuen vorläufigen Dokument gelandet sein. Aber auch andere schauten gestern im Notfall-Büro vorbei, holten ihre eingetroffenen neuen Ausweise ab oder erkundigten sich nach Mülltüten für ihre Hunde. Ein Besucher zog enttäuscht wieder ab. Eva-Maria Wingerath: "Er wollte wohl aus steuerlichen Gründen noch in diesem Jahr sein Gewerbe abmelden, dies geht aber nur zu den normalen Öffnungszeiten im Gewerbeamt."

Mit der Schließung von Dienstgebäuden sollen Energiekosten reduziert, teilte vorab die Stadt mit. Wie hoch die Einsparungen seien, lasse sich noch nicht beziffern, sagte Manfred Jacobs, Geschäftsbereichsleiter Zentrale Dienstleistungen der Stadtverwaltung Willich. Martin Zinnel, Leiter des Geschäftsbereichs Einwohner und Ordnung, sagte, die Stadt könne aber nicht einfach so ihre Türen schließen. Sie müsse in jedem Fall für die Beurkundung von Sterbefällen einen Notdienst im Standesamt aufrechterhalten. Vom 22. Dezember bis gestern wurden immerhin von der städtischen Kollegin vier Sterbefälle beurkundet.

(RP)
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