Wesel Sommerton wird immer internationaler
Das renommierte Jazz-Festival am Diersfordter Schloss lockt mehr Gäste aus Europa an.
Michael Patt, Schatzmeister des Sommerton-Vereins, freut sich über das internationale Interesse am diesjährigen Sommerton-Festival, einem hochkarätigen Jazzereignis, dessen Ansehen wächst. Im Vorverkauf verschickte er Karten an Besucher aus Schweden, Großbritannien, Polen, Österreich, Schweiz, Italien, Tschechien und wie schon in den letzten Jahren vermehrt auch an Sommerton-Freunde in den Niederlanden. Aus Deutschland reisen bisher Festivalgäste aus Berlin, Leipzig, Hamburg, Stuttgart, Hannover und München an. Das Sommerton-Festival im Schatten des Diersfordter Schlosses erwartet vom 31. August bis 2. September Musiker aus China und zehn Ländern Europas. An der Spitze des hervorragenden Programms zu nennen sind die zwei internationalen Stars des Festivals, Stefano Bollani und Anouar Brahem. Sommerton erklingt zum siebten Mal in Folge in Wesel.
„Eine ebenso erstaunliche wie erfreuliche Entwicklung. Der Vorverkauf ins Ausland nimmt immer mehr zu. Damit dürfte das Sommerton-Festival das einzige Weseler Kulturereignis mit derartiger Ausstrahlung sein“, freut sich Wilfried Schaus-Sahm, der künstlerische Leiter des Festivals. Sommerton werde damit in seiner überregionalen Qualität gewürdigt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass der gute Ruf des Festivals die Muziekbiennale Niederrhein erreicht hat, die ihr diesjähriges Tourprogramm in Diersfordt und damit erstmals rechtsrheinisch startet. Schaus-Sahm hat im Auftrag des Sommerton-Festivals für die Biennale das komplette Eröffnungsprogramm gestaltet. „Ein Ausdruck dieser neuen Dimension dürfte z. B. sein, dass unter den Ehrengästen am Freitag der Staatssekretär des NRW-Kultusministeriums, Klaus Kaiser, sein wird“, sagt er. Logistisch, organisatorisch und vom Qualitätsanspruch her ist das Vorhaben eine Herausforderung. Besonders, weil die acht Ehrenamtlichen um Angelika und Michael Patt, Volker Pypetz und Wilfried Schaus-Sahm die Aufgaben zu stemmen haben. Sie tun es erfahren und professionell – und mit viel Zeitaufwand. Der komplette Sommerton-Verein arbeitet unter Hochdruck an den Vorbereitungen. Koordination der An- und Abreisen und technische Anforderungen, Vorbereitung des Caterings für die Musiker und das Publikum und vieles mehr gehören zum Arbeitspaket.
Das Wichtigste aber ist die Musik. Die Sommerton-Strahlkraft ist eine besondere. Nirgendwo anders sind Künstler, die sonst in großen Sälen spielen, so nah am Publikum und die Zuhörer so nah an Größen der Szene oder den talentiertesten Newcomern. „Es gibt bisher, Gott sei Dank, keine Absagen von Künstlern“, heißt es. Zum Start am Freitag, 31. August, tritt erstmals in Diersfordt ein chinesischer Jazzmusiker auf. Pianist und Komponist Luo Ning vereint westliche und chinesische Musiktraditionen. Dann folgt am Eröffnungsabend Leszek Mozdzer mit seinem Motion Trio. Beschlossen wird die musikalische Reise durch Anouar Brahem, Virtuose auf dem Oud, der arabischen Laute. Stefano Bollani, der Ausnahmepianist, ist mit dem Soloprogramm „Arrivano gli Alieni“ der Star am Konzertsamstag, 1. September. Am Sonntag, 2. September, geht es zum Abschluss in die Schlosskirche, wo sich Rolf Lislevand, Professor für Laute und historische Aufführungspraxis, vom Klangraum inspirieren lässt.
Wesel insgesamt profitiert vom Engagement der Ehrenamtlichen. Der Name der Stadt hat mittlerweile Klang in der internationalen Jazzszene. Das Welcome Hotel etwa ist ausgebucht zum Festival und auch die begleitenden touristischen Angebote der Muziekbiennale werden gut angenommen. Die positiven Effekte sind angekommen bei Politik und Verwaltung. Dabei geht es auch um die Zukunft. Längst besteht eine parteienübergreifende Unterstützung zur Fortführung des Festivals ab 2019. Landtagsabgeordnete Charlotte Quik (CDU), Kulturausschussvorsitzender Norbert Meesters (SPD) und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp unterstützen die rein ehrenamtlichen Festivalmacher, die ihren Etat über Spendengelder finanzieren.